Bild nicht mehr verfügbar.

Unter die Besucher von Kunstaustellungen, wie hier beim Kölner Kunstmarkt "Art Cologne", mischen sicher vermehrt Hedgefonds-Manager, die Kunst als neue Anlageform entdecken.

Foto: AP/Knippertz
In kaum einem Segment der sogenannten „Fondsindustrie“ werden derart viele neue Produkte auf den Markt gebracht wie im Bereich Alternative Investments (AIs). Das liegt nicht nur daran, dass die Grenzen dieses Anlageuniversums nicht klar umrissen sind. Alternativ heißt ja nichts anderes, als dass Wege abseits der herkömmlichen Kapitalveranlagung beschritten werden. Unter den AIs finden sich heute sogar in Kunst investierende Hedgefonds wie der "Sharpe Art Fonds" oder der "Art Photography Fund" von Merit Alternative Investments.

Wandel in der Branche

Hedgefonds – ob als Einzel- oder Dachhedgefonds – sind die bekannteste Form von AIs. Seit ihren frühen Anfängen um 1950, vor allem aber im vergangenen Jahrzehnt, hat das Segment einen grundlegenden Wandel erfahren. Weg von der Branche, in der alles möglich zu sein schien, mit schillernden Figuren, hin zu ausgereiften Systemen und diszipliniertem Risikomanagement – auch wenn einzelne Zusammenbrüche wie zuletzt im Zuge der weltweiten Kreditkrise noch immer passieren. Am augenscheinlichsten sind die Entwicklungen in der IT und den Handelsbedingungen – Stichwort "weltweite Vernetzung" und "elektronische 24-Stunden-Plattformen". "Man kann die Handelssysteme von heute nicht mehr mit jenen der 90er-Jahre vergleichen", meint Thomas Scharitzer, Managing Partner bei Sharpe Investments. Parketthandel ist Geschichte, fulminante Ergebnisse damals seien weniger den Märkten oder dem Geschick als dem eingegangenen hohen Risiko zu verdanken gewesen, dessen man sich oft nicht einmal bewusst gewesen sei. "Die heutigen Trading-Systeme nehmen geschätzt die Hälfte des Risikos von damals."

Maria Milford von der auf Dachhedgefonds bzw. Hedgefondszertifikate spezialisierten Asset Allocation Alpha GmbH schlägt in die gleiche Kerbe: "Im Langfristvergleich zeigt sich bei Hedgefondsportfolios ein konstant besseres Ertrag-Risiko-Verhältnis gegenüber reinen Aktien- oder Renteninvestments". Hedgefonds böten im Sinne von Dachfonds in einem Portfolio nicht nur entsprechende Diversifikation, sondern auch hohe Stabilität. "Ein globales Aktienportfolio hat heute einen annualisierten Ertrag von bis zu zwölf Prozent – aber bei einer Volatilität von 20 Prozent", so Scharitzer. Ein guter Futurefonds bringe bei gleicher Schwankungsfreudigkeit aber um die 20 Prozent Ertrag.

Multistrategien

Der zweite Trend: "Fast alle neueren Futurefonds basieren auf Multistrategien oder Multisystemen", erklärt Eduard Pomeranz, Chef der FTC Capital GmbH. Das heißt, die zugrunde liegenden computerbasierten Modelle schlagen sowohl bei kurz- als auch mittel- oder langfristigen Preisbewegungen an. „Dies ist umso wichtiger, weil langfristige, stabile Trends wegen globaler Interdependenzen der Märkte offenbar immer seltener werden“, so Pomeranz. Diese Fonds kombinieren in ihren Systemen diverse Zeitfenster, in denen gehandelt wird. Bei "High-Frequency-Tradern" ist sogar die physische Nähe der eigenen Server zu jenen der Börsen wichtig, weil die Systeme so besser und schneller auf Marktineffizienzen und Preisdifferenzen reagieren können. Auch die Orders werden immer kleiner gestückelt. "Es werden laufend neue Systeme entwickelt", FTC selbst testet derzeit drei Subsysteme, die die bestehenden fünf weiter diversifizieren und das Risiko senken sollen. Jeder will "Absolute Return" Entwicklung Nummer drei: Hedgefonds, besonders Futurefonds, seien heute viel mehr als "globale Investments" denn als Fondsspezialform zu sehen, so Scharitzer. Waren sie früher reine Rohstoffinstrumente, streuen sie heute auf praktisch alle Märkte – Aktienindizes, Zinsen, Währungen, Edelmetalle, Agrargüter etc. Worauf diese Trends hinauslaufen: "Absolute Return" oder Marktneutralität, also das Ziel, in jeder Marktlage Wertzuwächse zu schaffen, rückt auch in den Fokus der Kleinanleger. „Passiv gemanagte indexnahe Fonds oder aktiv gemanagte benchmarkorientierte Fonds werden immer weniger konkurrenzfähig sein“, glaubt Pomeranz. (Linda Kappel, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.5.2008)