Bösewicht Gerner (Wolfgang Bahro, Mitte) mit Katrin (Ulrike Frank) und Dominik (Raul Richter.

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"Gute Zeiten, schlechte Zeiten", der RTL-Klassiker unter den Daily Soaps, feiert die 4000. Folge. Bösewicht Wolfgang Bahro ist von Beginn dabei, seine übelsten Missetaten gestand er dem STANDARD.

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STANDARD: Welche war die schändlichste Tat des Dr. Joe Gerner?

Bahro: Das war mit Sicherheit die Entführung seiner Tochter und das Vorspielen, dass sie von einem Mann ermordet worden ist. Es gab noch eine, die auch nicht ohne war: Da hat er einem Arzt eins auswischen wollen und Akten vertauscht. Dadurch wurde einer gesunden Frau eine Niere entfernt.

STANDARD: Haben Ihnen Autoren schon einmal Missetaten zugeschrieben, die Sie ablehnten?

Bahro: Ja. Es ging da um eine Alkoholikerin, die Gerner demütigen sollte. Er hätte einen Teller mit Essen auf den Boden schmeißen und sie dann aufwischen lassen sollen. Vollkommener Blödsinn. Gerner rächt sich, aber er würde niemals Unschuldige bluten lassen. Die Szene wurde gestrichen.

STANDARD: Sie haben ihn gern, den bösen Gerner?

Bahro: Ich spiele ihn gerne, wäre aber ungern mit ihm befreundet. Als Anwalt würde ich ihn vielleicht nehmen, wobei: Joe Gerner hat bis jetzt noch keinen einzigen Prozess gewonnen!

STANDARD: Wie hat sich der erfolglose Anwalt in den Jahren verändert?

Bahro: Er hatte früher mehr Affären. Jetzt ist er mehr Familienmensch und ruhiger. Ich hoffe, dass sich das wieder ändert. Ein weichgespülter Gerner wäre für mich vollkommen uninteressant.

STANDARD: Wie hat sich die Serie verändert?

Bahro: Die Qualität der Schauspieler ist höher. Früher wurde die Serie auf Video gedreht und sah entsprechend aus. Wir filmen mit drei Kameras, dadurch gibt es schnellere Schnitte.

STANDARD: Aber es entsteht immer noch eine Folge pro Drehtag?

Bahro: Das ist nach wie vor so, nur die Nachbereitungszeit ist länger.

STANDARD: Sie werden natürlich ununterbrochen als Joe Gerner beim Einkaufen angesprochen.

Bahro: Man kann den Leuten keinen Vorwurf machen, denn der Nachspann läuft so schnell ab, dass man gar nicht mitbekommt, wie ich wirklich heiße. Man wollte mich schon als Anwalt engagieren. Besonders Männer sind sehr angetan von mir, weil Gerner eine gewisse machomäßige Art hat, mit Frauen umzugehen, und auch gerne die Sau rauslässt.

STANDARD: Ihnen ist der feste Rhythmus wichtig. War das ein Kriterium, als Sie die Rolle übernahmen?

Bahro: Nein. Ich wollte Fernseherfahrung. Dann bekam ich viel zu spielen. Das Geld ist ja auch ein Argument, ich habe Familie.

STANDARD: Im Vergleich zur "Lindenstraße" hat "GZSZ" das sehr viel schlechtere Image.

Bahro: Wir übernehmen Verantwortung und wissen, dass wir eine Institution für Jugendliche sind und wollen aufklären. Die Geschichte um eine Kokserin machen wir mit dem Gesundheitsministerium. Die Drogenbeauftragte wird in einer Folge auftreten. Und wir sind eine rauchfreie Soap. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 29.5.2008)