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In der westlichen Welt leiden 10 bis 20 Prozent der Menschen an einer oder mehreren Nahrungsmittelintoleranzen: an Glutensensitivität, Histamin-Intoleranz, Fructose- oder Laktose-Unverträglichkeit. Alle vier gehören zu den Top-Themen in der Medizin. Dennoch ist bis heute nicht vollkommen geklärt, wie Intoleranzen genau entstehen.

Geschädigte Darmflora

Höchstwahrscheinlich werden sie durch veränderte Essgewohnheiten und industriell verarbeitete Nahrungsmittel gefördert; beteiligt sind mit großer Sicherheit auch Infektionen, Medikamente und Entzündungen, die die Darmflora schädigen.

Unverträglichkeit ist keine Allergie

Normalerweise wird Histamin im Körper von Enzymen abgebaut – vor allem von der Diaminoxidase (DAO). Bei Histamin-Intoleranz fehlt dieses Enzym oder es ist in zu geringer Menge vorhanden. Isst der Betroffene histaminhaltige Lebensmittel oder histaminfreisetzende Lebensmittel wie Käse, Tomaten, Erdbeeren, Schokolade, Sauerkraut oder Rotwein, entwickelt er verschiedene allergie-ähnliche Symptome.

Bauchschmerzen, Bähungen, Juckreiz

Häufig entwickeln die Patienten Bauchschmerzen, Blähungen oder Kopfschmerzen, Juckreiz, geschwollene Augen, verstopfte oder laufende Nase, Menstruationsbeschwerden oder Herzrasen. All diese Symptome ähneln einer Allergie – mit dem Unterschied, dass das Immunsystem bei einer Unverträglichkeit nicht beteiligt ist.

Zusammenhänge sind schwierig zu erkennen Meist ist es schwierig, den Zusammenhang zwischen Lebensmitteln und Beschwerden zu erkennen, denn Histamin ist in fast jeder Nahrungsmittelgruppe enthalten. Dazu kommt, dass der Histamingehalt je nach Reifung und Lagerung stark variieren kann. Während eine Parmesansorte kaum Beschwerden macht, beschert eine andere Parmesanart große Probleme.

Patienten unterversorgt

"Das Hauptproblem ist der eher geringe Bekanntheitsgrad auch in der Ärzteschaft", sagt Susanne Feigl von der Selbsthilfegruppe Laktose-, Histamin und Fruktoseunverträglichkeit. Oftmals kann es Monate dauern, bis der Arzt die Symptome richtig deutet. Zusätzlich geringe erhielten viele Patienten durch die geringe Bekanntheit nach der Diagnose nicht die richtige Therapie.

Verzicht und eingeschränkte Lebensqualität

Dazu komme, so Feigl, dass manche Ärzte die Diagnose bagatellisierten, obwohl der Leidensdruck für Betroffene sehr hoch sein kann. Allzu oft bedeutet die Histaminintoleranz Verzicht oder Einschränkung beim Essen und bewirkt dadurch eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität. (nia)