Kathmandu/Neu Delhi – Mit der Abschaffung der 240 Jahre alten Monarchie hat der kleine Himalaya-Staat Nepal ein neues Kapitel in seiner Geschichte aufgeschlagen. Viele Menschen waren am Donnerstag voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Auch die Armee, die lange als Machtbastion der Königsfamilie galt, will das Votum akzeptieren. „Wie wir fühlen, ist nicht wichtig. Wie das Land fühlt, ist entscheidend”, sagte Armeesprecher Brigadier General Raminda Chhetri.

Die neuen Machthaber Nepals sind nun die maoistischen Ex-Rebellen, die bei den Wahlen vor sieben Wochen 220 der 601 Sitze errangen und damit überraschend stärkste Partei wurden. Ex-Guerilla-Chef Prachanda, der „Fürchterliche“, wird als neuer Regierungschef gehandelt. Der Palast, den der gestürzte König Gyanendra binnen 14 Tagen räumen muss, soll in ein Museum umgewandelt werden.

Bis zuletzt hatte sich Gyanendra an die Krone geklammert. Zehn Jahre hatten die Maoisten mit Waffen gegen das Königtum gekämpft. Die Wende kam, als sie sich 2006 mit den Parteien gegen den autokratisch regierenden Gyanendra verbündeten und den ungeliebten Monarchen mit Massendemonstrationen in die Knie zwangen. Schritt für Schritt wurde er entmachtet.

Für die Ex-Guerillas schlägt die Stunde der Wahrheit. Sie müssen beweisen, dass sie den bitterarmen Staat regieren können und die Erwartungen der Menschen nicht enttäuschen. Und nicht zuletzt harren in UN-Camps seit Monaten 23.000 ehemalige Guerilla-Kämpfer aus, die Jobs und eine Zukunft brauchen. (Christine Möllhoff/DER STANDARD, Printausgabe, 30.5.2008)