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Greenpeace protestierte in Wien gegen die Abholzung von Urwald für Energiepflanzen.

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Paris - Die Rekordpreise für Lebensmittel werden nach Einschätzung der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) und der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in den kommenden Jahren voraussichtlich hoch bleiben. Neue Essgewohnheiten in den Schwellenländern, Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum trieben die Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln voran. Hart ins Gericht gingen die Experten dabei mit der Förderung von Biotreibstoffen. "Die Nachfrage nach Biokraftstoffen erklärt zu einem großen Teil den Preisanstieg", hieß es bei Präsentation der entsprechenden Studie am Donnerstag.

Derzeit seien die Preise nahezu aller Grundnahrungsmittel auf einem Rekordstand. Am stärksten betroffen seien die Stadtbewohner in Entwicklungsländern, die sich nicht selbst ernähren könnten. "Heute leiden rund 860 Millionen Menschen an Hunger und Mangelernährung - das zeigt, wie wichtig es ist, wieder stärker in Landwirtschaft zu investieren", sagte FAO-Generalsekretär Jacques Diouf. "Landwirtschaft muss wieder auf die Entwicklungsagenda gesetzt werden."

Liberalisisierung des Handels

OECD-Generalsekretär Angel Gurria forderte eine Liberalisierung des Handels. "Steigenden Lebensmittelpreisen kann man nicht durch Protektionismus beikommen", sagte er. "Der richtige Weg ist eine Öffnung der Agrarmärkte und Freisetzung der produktiven Kapazitäten der Landwirte, die wiederholt bewiesen haben, dass sie auf Marktsignale reagieren."

Besonders betroffen von den hohen Preisen sind 22 Länder, in denen schon bisher Unterernährung geherrscht hat und außerdem eine starke Abhängigkeit von Ölimporten besteht. Die meisten dieser Länder liegen in Afrika.

Gegen Agrosprit-Subvention

OECD-Agrardirektor Stefan Tangermann kritisierte die Förderung von Biotreibstoff. "Die EU, in noch stärkerem Maße die USA, vermehren mit ihrer Subventionspolitik den Hunger in der Welt", sagte er. "Wir müssen unterscheiden zwischen Biosprit, der dort verwendet wird, wo die Produktion rentabel ist, und einer Förderpolitik, die mit Subventionen, Zöllen und Verwendungsquoten Agrarprodukte in den Tank lenkt", fügte er hinzu. "Das zweite kritisieren wir, denn trotz des hohen Ölpreises ist die Erzeugung von Biosprit in der Mehrzahl der nordamerikanischen und europäischen Länder nicht wettbewerbsfähig." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.5.2008)