Schon lange vor dem Gedenkjahr 2008 wurden Projekte zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ins Leben gerufen. Eines von ihnen stammt von Elisabeth Ben David-Hindler: Die Steine der Erinnerung.

David-Hindlers Idee war, die Erinnerung an Orten, an denen jüdische Wiener vor der Machtergreifung der Nazis 1938 gelebt haben, festzuhalten. Die "Steine" - Messingplatten, die den Namen, das Geburtsdatum sowie das Schicksal des vertriebenen oder ermordeten Menschen eingraviert haben - werden im Straßenpflaster eingelassen.

2005 wurde der erste Stein in der Porzellangasse 49a im 9. Bezirk gesetzt. Mittlerweile sind es 400 Namen, die die Wege vorwiegend in der Leopoldstadt, aber auch am Alsergrund säumen.

2006 startete auch der "Weg der Erinnerungen durch die Leopoldstadt". 75 Stationen wurden seither eröffnet. Gepflegt werden die Platten von Anrainern. Verwandte und Freunde der Ermordeten und Vertriebenen suchten darum an, dass die Mahntafeln in den Boden eingelassen werden. Noch immer erhält David-Hindler Briefe von Angehörigen, die nach Israel, Amerika, England und andere Länder vertrieben wurden.

Dazu zählt etwa Franziska H., Tochter von Regina Rosenzweig. "Erst nach dem Krieg habe ich wirklich gewusst, dass meine Mutter durch die Nazis ums Leben gekommen ist", steht in ihrem Schreiben. Sie konnte als 15-Jährige nach England fliehen. Über ihre Mutter schreibt sie weiter: "Sie war kein politischer Mensch. Sie hat erst nach der Pogromnacht begriffen, dass die Lage für Juden wirklich lebensbedrohlich ist". Ihr letzter Aufenthaltsort vor dem Tod war Lodz in Polen. H.s Mutter hat kein Grab und keinen Grabstein. Ein Stein der Erinnerung wurde vor ihrem letzten Wohnhaus in der Servitengasse gesetzt. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD/Spezial - Printausgabe, 30. Mai 2008)