Die Spähaktionen im Zuge der Bespitzelungen durch die Deutsche Telekom gingen laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" nach bisherigen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft weiter als bekannt. Demnach sollen nicht nur Telefonverbindungen, sondern auch Bankdaten von Journalisten und Aufsichtsräten ausgespäht worden sein. Zudem sollen mit einer speziellen Software Bewegungsprofile von einzelnen Personen erstellt worden sein. Über Handydaten habe man abglichen, wo diese sich aufgehalten hätten.

Hinweise

Der Bonner Staatsanwalt Fred Apostel bestätigte, derartige Hinweise von einer Berliner Sicherheitsfirma bekommen zu haben. Diese würden jetzt geprüft. Die Deutsche Telekom gab unter Verweis auf die Ermittlungen keine Stellungnahme ab.

Unterdessen bestätigte eine Sprecherin des deutschen Innenministers Wolfgang Schäuble, dass dieser in der kommenden Woche mit den Chefs deutscher Telekommunikationsunternehmen sprechen wolle. Dabei gehe es um den verantwortungsvollen Umgang mit Daten, sagte die Sprecherin am Donnerstagabend. Für die Deutsche Telekom wird nach Unternehmensangaben Vorstandschef Rene Obermann teilnehmen.

Höhepunkt

Mit Durchsuchungen in ganz Deutschland und der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen mehrere Personen erreichte die Telekom-Affäre am Donnerstag ihren vorläufigen Höhepunkt. Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft richtet sich gegen mehrere Personen, darunter den früheren Konzernchef Kai-Uwe Ricke und den ehemaligen Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel. Es geht um den Verdacht von Verstößen gegen Fernmeldegeheimnis und Datenschutz. Bei der Razzia in der Telekom-Zentrale am Donnerstag wurde unter anderem Obermanns Büro durchsucht. Gegen ihn oder andere derzeitige Vorstände wird aber nicht ermittelt.

359.000 Euro

Laut der "Süddeutschen Zeitung" untersuchen die Ermittler auch eine Rechnung über 359.000 Euro, die Ende November 2006 über die Kostenstelle des Vorstandsvorsitzenden der Telekom beglichen wurde. Die Rechnung mit dem Datum 23. November 2006 stammte von einer Berliner Sicherheitsfirma und wurde innerhalb weniger Tage bezahlt, wie das Blatt berichtete. Obermann war damals erst wenige Tage im Amt. Er sagte laut Vorausmeldung dem Blatt, er habe diese Rechnung vorher nicht gekannt und damals von dem Vorgang nichts erfahren. "Ich hatte in jenen Tagen einen überbordenden Terminkalender." Erst im August 2007 habe er von dem Vorgang erfahren. Er versicherte laut "SZ", dass die Bespitzelungen ohne seine Kenntnis stattgefunden hätten. "Ich war nicht einbezogen", wurde er zitiert.

Unterdessen bestritt auch der damalige Telekom-Chef Ron Sommer Kenntnisse einer Spitzelaktion im Jahr 2000. Der "Financial Times Deutschland" sagte er: "Ich hätte derartige Praktiken nie akzeptiert." Das gelte auch für den gesamten Vorstand und Aufsichtsrat. Die Zeitung hatte zuvor berichtet, schon im Jahr 2000 sei einer ihrer Reporter im Auftrag der Telekom durch eine von Ex-DDR-Geheimdienstlern geführte Wirtschaftsdetektei ausgespäht worden.(APA)