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Bei der nächsten Aufsichtsratsitzung Anfang Juni soll laut AUA-Chef Ötsch ein Projekt beschlossen und gestartet werden, das prüfen soll, welche Variante - Alleinstellung, tiefere Kooperationen oder strategische Partnerschaft - die höchsten Potenziale verspricht.

Foto: APA/Pfarrhofer
Wien - Mit einem Kaufpreis von 602 Mio. Euro wäre ein Verkauf der Fluggesellschaft Austrian Airlines (AUA) an die deutsche Lufthansa die zweitteuerste Übernahme in der europäischen Luftfahrtgeschichte, schreibt das deutsche "Handelsblatt" am Freitag.

Die AUA ist von ihrer Strategie, eigenständig zu bleiben, abgerückt. "Der hohe Ölpreis hat die Karten neu gemischt. Es ist nicht mehr 100-prozentig sicher, dass Austrian Airlines als eigenständige Fluggesellschaft nachhaltig positive Ergebnisse liefern kann", sagte Vorstandschef Alfred Ötsch dem "Handelsblatt".

Bei der nächsten Aufsichtsratsitzung Anfang Juni solle deshalb ein Projekt beschlossen und gestartet werden, das prüfen soll, welche Variante - Alleinstellung, tiefere Kooperationen oder strategische Partnerschaft - die höchsten Potenziale verspricht. Die AUA ist nach Lufthansa-Swiss und Air Berlin die drittgrößte Fluggesellschaft im deutschsprachigen Raum.

Lufthansa möglicher Käufer

Als wahrscheinlichster strategischer Käufer einer voll privatisierten AUA, die derzeit zu 42,74 Prozent der österreichischen Staatsholding ÖIAG gehört, gilt die deutsche Lufthansa. Dem AUA-Vorstand gehören neben Ötsch noch Peter Malanik als operativer Chef und Andreas Bierwirth als Vertriebsvorstand an. Beide Manager haben einen engen Draht zu Lufthansa, so das "Handelsblatt". Malanik ist Chairman des Aufsichtsrats des von Lufthansa angeführten Luftfahrtbündnisses Star Alliance. Bierwirth war zuletzt Marketingchef bei Lufthansa.

Das aktive Interesse der Deutschen an der AUA sei aber nicht sehr groß, so das Blatt. Über die Star Alliance stimme Lufthansa bereits Flugrouten ab, die Meilenprogramme seien kombiniert, und im technischen Bereich gebe es ein Joint Venture. Die Lufthansa würde aber unter Zugzwang kommen, wenn Konkurrenten wie Air France-KLM oder Aeroflot die AUA als Kaufkandidaten entdeckten. Dies könnte einen Bieterstreit entzünden, so das "Handelsblatt" weiter.

Ulrich Horstmann von der Bayern LB halte einen Kaufpreis von bis zu 7 Euro pro Aktie für möglich, was ein ordentlicher Aufschlag wäre. Heute Mittag notierte die AUA-Aktie bei 4,50 Euro. Mit einem Kaufpreis von 602 Mio. Euro wäre es die nach Air France-KLM im Jahr 2003 zweitteuerste Übernahme in der europäischen Luftfahrtgeschichte. Für Swiss hatte Lufthansa 2005 nur 300 Mio. Euro gezahlt.

Kein finanzieller Druck

Finanziellen Druck für einen Notverkauf der AUA gebe es aber noch nicht. Die Gesellschaft, die mit einem Jahresumsatz von 2,4 Mrd. Euro im Jahr 2007 zu den kleineren Fluglinien zählt, verfügt über rund 300 Mio. Euro liquide Mittel. Die Eigenkapitalquote beträgt 25,5 Prozent und liegt damit zwischen der von Air Berlin (21 Prozent) und der von Lufthansa (30 Prozent). Der jüngst geplatzte Einstieg des saudischen Investors Mohammed Al Jaber, der rund 150 Mio. Euro einbringen wollte, sei für Vorstandschef Ötsch dennoch ein Schlag gewesen, da er die Expansionspläne beendete.

Zu den von Kleinaktionären auf der Hauptversammlung ausgesprochenen und aus Aufsichtsratskreisen verlauteten Rücktrittsforderungen wollte Ötsch im Gespräch mit dem "Handelsblatt" nicht explizit Stellung nehmen. "Nur so viel: Wenn Austrian Airlines in einer prekären wirtschaftlichen Situation wäre und dies mein Verschulden wäre, dann würde ich reagieren. Da dies jedoch nicht der Fall ist, sehe ich keinen Grund, meinen Vertrag nicht zu erfüllen." Die eingeschlagene Strategie, sich als Qualitätsairline zu etablieren und im Osteuropaverkehr zu wachsen, werde unabhängig von Eigentümerfragen weiter verfolgt, sagte Ötsch. (APA)