Erlangen - Der Verlauf der Immunschwächekrankheit Aids wird gebremst, wenn der HIV-Patient zusätzlich mit dem ungefährlichen GB-Virus C infiziert ist. Forscher vom Uniklinikum Erlangen fanden heraus, dass zwischen beiden Viren ein natürlicher Konkurrenzkampf besteht. Mit einem bestimmten Eiweiß schützt das GB-Virus C die Immunzellen vor den Angriffen des Aids-Erregers. Wenn es gelänge, diesen Wirkungsmechanismus im Detail aufzuklären, könnten völlig neuartige Therapien gegen die Immunschwächekrankheit entwickelt werden, so die Virologin Heide Reil.

Das sogenannte Glykoprotein E2 verhindert laut Reil sowohl die Aufnahme der HI-Viren in die Wirtszelle als auch ihre Vermehrung, wodurch das Fortschreiten der Immunschwäche gehemmt wird. "Befallen HI- und GB-Viren gleichzeitig einen Organismus, konkurrieren sie miteinander", erläutert die Expertin.

Virenziel

Beide Viren verfolgten dasselbe Ziel, ihr Erbgut in das Genom der infizierten Immunzellen einzuschleusen, damit der Stoffwechselapparat der Wirtszelle viele neue Viren produzieren könne. Derartige Verteidigungs- und Abwehrstrategien der Viren gegen ihre Konkurrenten seien von großem wissenschaftlichen Interesse und könnten zur Entwicklung neuer Medikamente beitragen.

In Deutschland sind den Angaben zufolge rund zwei Prozent der Bevölkerung Träger des GB-Virus C, das wie HIV über Blut- und Sexualkontakt übertragen wird. Ein intaktes Immunsystem tötet das Virus in der Regel ab. (APA/AP)