Was mit randalierenden Fußballfans begann, hat sich zu einer breiten Protestbewegung frustrierter Jugendlicher aus den Vororten entwickelt. Ihr Unmut richtet sich gegen die „Hogra“, wie die Algerier die Machtarroganz, die Missachtung der elementarsten Lebensbedürfnisse und die Perspektivlosigkeit nennen. In einem erstarrten und korrupten Regime seien „die gewalttätigen Demonstrationen zum letzten Mittel geworden, um Frust und Wut zum Ausdruck zu bringen“, schreibt Le Soir d’Algérie.
Über hundert Verletzte wurden gezählt. Darunter sollen 70 Polizisten sein, viele von ihnen schwer verletzt. Mittlerweile kontrolliert die Gendarmerie mit ihren Spezialeinheiten die Straßen. Die meisten Geschäfte bleiben geschlossen, die öffentlichen Verkehrsmittel haben ihren Dienst eingestellt. Am Freitag herrschte angespannte Ruhe.
Der algerische Staat nimmt dank hoher Ölpreise so viel Geld ein wie nie. Doch unten kommt davon nichts an. Die Preise steigen, die Arbeitslosigkeit nimmt nicht ab. Vor allem in den Vororten ist die Lage angespannt. Die Stadtteile sind überbevölkert. Oran ist nur die Spitze des Eisberges. Es vergeht keine Woche, in der nicht irgendein Ort in Algerien durch Ausschreitungen von sich reden macht. Die Proteste sind die Reaktion auf ein erstarrtes Regimes. Die Opposition ist so gut wie inexistent.