Der Kärntner Bischof Alois Schwarz will Personalentscheidungen nicht mehr nur in seinem engsten Umfeld besprechen, sondern auch mit seinen Kritikern einen offenen Umgang pflegen.

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Er räumt jedoch Fehler im Umgang mit den Diözesangremien ein. Mit ihm sprach Elisabeth Steiner.

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STANDARD: Herr Bischof, Sie gelten beim Kirchenvolk als jemand, der auf die Menschen zugeht. In den Gremien Ihrer Diözese heißt es, Ihr Führungsstil sei eine Katastrophe, Personalentscheidungen seien willkürlich, und die Kommunikation mit den engsten Mitarbeitern sei kaum vorhanden.

Schwarz: Ja, das sind unterschiedliche Wahrnehmungen. Ich merke, wie sich die Menschen draußen freuen, wenn ich zu ihnen komme. Ich habe ein großes Arbeitspensum. Aber das soll keine Ausrede sein. Als klar war, dass kein Orden mehr nach Gurk kommt, habe ich den Generalvikar gebeten, an diesen symbolträchtigen Ort zu gehen. Da ist eine schwierige Situation eingetreten durch die rasche Verlautbarung. Ich muss gestehen, das war zu schnell. Ich hätte das Konsistorium abwarten sollen.

STANDARD: Es haben in kurzer Zeit ihr Zeremoniär und Chauffeur sowie der Sekretär selbst gekündigt. Das lässt auf Frust schließen.

Schwarz: Ich bedaure, dass diese früheren Mitarbeiter keine Möglichkeit mehr gesehen haben, mit mir zu arbeiten. Sie haben beste Arbeit geleistet.

STANDARD: Ist der Aufschrei in der Diözese auf eine Intrige gegen Ihre Person zurückzuführen?

Schwarz: Das ist keine Intrige. Für mich sind das Leute, die in kritischer Solidarität mit mir um die Diözese ringen.

STANDARD: Ein konkreter Vorwurf betrifft den Direktor des theologischen Instituts, Hermann Josef Repplinger. Der hochumstrittene Ex-Jesuit soll Ihr "Einflüsterer" sein.

Schwarz: Er ist mein theologischer Berater und arbeitet mir hervorragend zu. Er ist auch ein einfühlsamer Seelsorger. Ich weiß aber, dass es innerhalb des Klerus ihm gegenüber sehr wohl offene Fragen gibt. Daran müssen wir jetzt gemeinsam arbeiten.

STANDARD: Bleibt Direktor Repplinger Ihr Berater?

Schwarz: Ich sehe ohne Gesprächsprozesse keinen Handlungsbedarf. Probleme sollten wir im Dialog in den Gremien benennen und klären.

STANDARD: Gibt es ein weibliches "Küchenkabinett", das Ihre Entscheidungen beeinflusst?

Schwarz: Personalentscheidungen fallen in den Vertrauensbereich und werden von mir in den Gremien vorbereitet und mit Einzelnen besprochen. Mit Priestern, Frauen und Männern. Ich muss mich kundig machen, und da gibt es verschiedene Personen und Gesprächskreise.

STANDARD: Gibt es eine Vertraute, die Ihnen nahesteht?

Schwarz: In meinem Umfeld gibt es natürlich auch Frauen, die mit mir und meiner Lebensform sehr respektvoll umgehen, die mit mir beten, die Eucharistie mitfeiern. Das habe ich jetzt festgestellt, dass da mögliche Sensibilitäten von Leuten anders wahrgenommen werden, als ich sie gesehen habe. Wenn ich zu Vermutungen Anlass gegeben habe, tut mir das leid. Das liegt auch den Auslösern solcher Vermutungen fern, weil sie ja mein Amt und meine Lebensform in besonderer Weise achten.

STANDARD: Einer Abteilungsleiterin, die nicht ganz freiwillig aus dem Diözesandienst ausgeschieden ist, wird ein Naheverhältnis zu Ihnen nachgesagt. Stimmt das?

Schwarz: Diese Abteilungsleiterin hat einen korrekten Umgangsstil mit mir gehabt. Ihr Dienst wurde bei uns beendet, weil ihre Karenz beim Land ausgelaufen ist.

STANDARD: Welche Maßnahmen wollen Sie setzen, um diese Spekulationen ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen?

Schwarz: Ich möchte meinen Weg des geistlichen Dienstes als Bischof für die Kirche mit innerer Kraft weitergehen. Ich danke allen, die mich dabei mit Gebet und Verbundenheit unterstützen. Und alle diejenigen, die in kritischer Solidarität zu mir stehen, bitte ich um das offene Wort. (DER STANDARD, Printausgabe, 31.5.2008)