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Charly Kahr (76) half, die Ski-WM 2013 nach Schladming zu holen.

Foto: APA/Raffelt
Der Schladminger Karl Kahr ist eine der bedeutenderen Figuren des österreichischen Skisports. Freilich ist auch die diesbezügliche Geschichte nicht frei von Ironie. In den Siebziger- und Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts erwarb sich Kahr, der Trainer, den Spitznamen Downhill-Charly redlich. Die Abfahrer, diese schneidigen Burschen, standen bei ihm stets höher in der Gunst als die Slalomisten, die er, nicht gerade bewundernd, Zickzack-Fahrer hieß.

Kahr, der seine eigene Skikarriere anno 1957 nach dem fünften Beinbruch endgültig und ohne herausragenden Erfolg beenden musste, arbeitete ab 1962 als Trainer, betreute den Nachwuchs, die ÖSV-Damen, die Engländer, wurde 1972 Abfahrts-coach der Herren und amtierte von 1976 bis 1985 als Cheftrainer des ÖSV. In dieser Zeit passierten beispielsweise die Abfahrt-Olympiasiege von Olga Pall, Franz Klammer und Leonhard Stock oder die WM-Goldenen für die Abfahrer Sepp Walcher und Harti Weirather. Weirather siegte 1982 auf der Planai, als erstmals alpine Weltmeisterschaften in Schladming stattfanden. Dass sie sich 2013 zum zweiten Mal in Schladming begeben werden, ist zu einem guten Teil den Kontakten des Lobbyisten Kahr zu verdanken.

Und zu gutem Teil einem spektakulären Rennen, welches seit 1997 auf der Planai veranstaltet wird, dem sogenannten Night-Race, einer Zickzack-Partie.

Kahr kam am 8. Februar 1932 als Sohn eines Schladminger Eisenbahners zur Welt. Der Vater starb 1945 bei einem Bombenangriff. Die Mutter hatte für acht Kinder zu sorgen. Alois, ein Bruder Karls, ebenfalls Skitrainer, kam 1991 bei einem Autounfall bei Schladming ums Leben. Karl lernte den Maurerberuf. Seit 1975 ist er in zweiter Ehre verheiratet, führt mit seiner Frau die Planai Stub'n, ein Sportgeschäft und einen Skiverleih. Ende der Neunzigerjahre versuchte er sich im Golfgeschäft, gründete mit Freunden den Golf & Country Club; die Geschäfte gingen nicht so gut, heute macht er den Ehrenpräsidenten. Kommerzialrat kann man Herrn Kahr auch nennen. Zudem zählt er zu Schladmings Ehrenbürgern.

Viele der Herren im FIS-Vorstand, die Schladming im dritten WM-Bewerbungsversuch endlich beglückten, kennt der passionierte Jäger, Golfer, Skifahrer seit Jahrzehnten. Den Russen etwa half er weiland als Trainer mit Material und Tipps aus. Abgesehen davon heißt einer seiner engeren Freunde Arnold Schwarzenegger. Und seit kurzem ist Kahr, der zweifache Vater, auch Opa. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.5./1.6.2008)