Die erste von sechs Sendungen mit Natascha Kampusch ist am Sonntag-abend zu sehen.

Foto: Matthias Silveri
Wien – Wer ein Fernsehinterview führt oder einen Talk leitet, steht in der nämlichen Sendung nicht im Mittelpunkt – sondern der Gast. Diese Journalistenregel beherzigt Natascha Kampusch bei ihrem Debüt als Talkerin keineswegs. Vielmehr benehmen sich die junge Frau und ihr erster Gesprächspartner, Niki Lauda, im neuen Format „Natascha Kampusch trifft“, das am Sonntag um 21.10 Uhr auf Puls4 ausgestrahlt wird, ein wenig wie am Kaffeehaustisch. Wohl weil es quotenpolitisch dumm wäre, die Sensationsgier des Publikums aufs prominente Entführungsopfer zu frustrieren.

Kampusch an Lauda: „Wie haben Sie die Zeit kurz nach Ihrem Unfall am Nürburgring empfunden?“ Er habe aufgrund der Verbrennungen im Gesicht nichts sehen können, sondern nur „Stimmen gehört“ – und dann die Stimme eines ihm bekannten Arztes als „Anker“ genommen, beantwortet der Ex-Formel-1-Rennläufer und Airline-Chef die Frage.

Lauda an Kampusch: „Sie waren achteinhalb Jahre in Gefangenschaft. Wie geht man da mit Problemen um? Sie reagiere „meistens schnell“ und habe ihre Einsperrung „schon währenddessen bewältigt“, sodass sie es „nachher nicht mehr habe tun müssen“, meint die 20-Jährige. Zwei Strategien im Umgang mit „Extremen, die wir beide erlebt haben“, bringt Lauda die Gemeinsamkeiten auf den Punkt.

Überhaupt: Seicht ist Kampuschs erster Talk nicht. Sie hat sich merkbar auf die Person Lauda vorbereitet. Achtzig Minuten Gespräch wurden aufgenommen, vierzig davon werden gesendet. Bemerkenswert, dass die 20-Jährige für ihre Arbeit keinerlei Honorar erhält. Lediglich der „Erlös aus Weiterverkäufen der Sendung“ fließe ihr zu, sagte Medienbetreuer Dušan Uzelac bei der groß inszenierten Erstausstrahlung vor rund 50 Medienvertretern am Freitag. Immerhin könne seine Klientin bei Puls 4 „sehr viel lernen“, meinte er.

Am Sonntag wird nach der Sendung auf Puls 4 dann über „Die Rolle der Medien“ diskutiert: Mit dabei Amstetten-Opferanwalt Christoph Herbst, Kurier-Chefredakteur Christoph Kotanko, Martina Prewein von News sowie Claus Pandi von der Kronen Zeitung. (Irene Brickner/DER STANDARD, Printausgabe, 31.5.2008)