Kathmandu - Drei Tage nach der Ausrufung der Republik durch die verfassungsgebende Nationalversammlung Nepals hat sich der entthronte König Gyanendra bereiterklärt, aus dem Narayanhiti-Palast in der Hauptstadt Kathmandu ohne weiteren Widerstand auszuziehen. "Der König hat seinen Wunsch ausgedrückt, die historische Entscheidung der konstituierenden Versammlung zu respektieren und sich auf friedlicher Weise zurückzuziehen", sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Königshauses der Zeitung "The Rising Nepal". Am Freitag hatte der Monarch einen Brief der neuen republikanischen Staatsführung mit der Aufforderung erhalten, binnen zwei Wochen in ein privates Domizil umzuziehen.

König darf im Land bleiben

Innenminister Krishna Prasad Sitaula sagte am Freitag, Gyanendra halte sich weiter mit Mitgliedern seiner Familie im Narayanhiti-Palast auf und werde seinen Auszug mit der Regierung abstimmen. Aus seinem Palast soll ein Nationalmuseum werden. Die Maoisten, die den künftigen Regierungschef stellen werden, hatten zugesagt, Gyanendra dürfe im Lande bleiben, wenn er sich an die Gesetze halte. Die Maoisten waren aus den allgemeinen Wahlen vom 10. April als stärkste Partei hervorgegangen. Bis 2006 hatten sie zehn Jahre einen bewaffneten Kampf gegen die Monarchie geführt. Mit der Änderung der Staatsform wurde ihre Kernforderung erfüllt.

Im Vorjahr Macht des Königs eingeschränkt

Bereits im Vorjahr waren die Kompetenzen der Krone nach dem Ende der Königsdiktatur drastisch eingeschränkt worden, Gyanendra verlor jede politische Macht. Er hatte sich nach schweren Unruhen im April 2006 gezwungen gesehen, das 2002 von ihm aufgelöste Parlament wieder zusammentreten zu lassen und die Regierungsgewalt an die politischen Parteien zurückzugeben. Gyanendra hatte 2001 den Thron des hinduistischen Himalaya-Landes bestiegen, nachdem sein älterer Bruder, König Birendra, dessen Frau Königin Aishwarya und weitere Mitglieder der Herrscherfamilie im Palast erschossen worden waren. Von einer Untersuchungskommission war Birendras Sohn Kronprinz Dipendra, der angeblich anschließend Selbstmord verübte, für das Blutbad verantwortlich gemacht. In der nepalesischen Bevölkerung herrschen erhebliche Zweifel an der offiziellen Version der damaligen Geschehnisse. (APA/AFP/dpa)