New York/London – Die viertgrößte US-Bank Wachovia hat am Montag ihren Vorstandsvorsitzenden Ken Thompson mit sofortiger Wirkung entlassen. Als Grund nannte das Geldhaus eine Reihe von Enttäuschungen und Rückschläge, die sich auf das Abschneiden des Unternehmens ausgewirkt hätten. Zum Interimschef ernannte Wachovia den Aufsichtsratsvorsitzenden Lanty Smith. Nach dem Quartalsverlust zum Jahresauftakt hatte die Bank die Macht von Thompson bereits beschnitten und den bisher in Personalunion geführten Vorsitz des Verwaltungsrates an Smith abgeben. Wachovia hatte im ersten Quartal wegen der Kreditkrise ein Minus von 708 Millionen Dollar (461 Mio. Euro) erlitten und sich frisches Kapital von mehr als acht Milliarden Dollar verschafft.

US-Fonds rettet B&B

Die Kreditkrise zieht aber auch in Großbritannien weiter ihre Kreise. Die britische Hypothekenbank Bradford & Bingley (B&B) hat angesichts der Finanzkrise eine Gewinnwarnung herausgegeben und einen der weltgrößten Finanzinvestoren ins Boot geholt. Der US-Fonds Texas Pacific Group werde mit 23 Prozent einsteigen, um die Finanzsituation der Bank zu stärken, teilte die Bank am Montag mit.

Damit investiert der Private-Equity-Fonds rund 179 Mio. Pfund (228 Mio. Euro) in Bradford & Bingley, eine der größten Hypothekenbanken in Großbritannien. Zusätzlich will sich die Bank bei ihren anderen Anteilseignern frisches Kapital in der Höhe von 258 Mio. Pfund beschaffen. Die Hypothekenbank ist seit Wochen in den Schlagzeilen. Im Mai hatte das Institut eine Kapitalerhöhung angekündigt. Am Wochenende ist Bank-Chef Steven Crawshaw, aus Gesundheitsgründen, zurückgetreten.

In Großbritannien herrscht seit dem Zusammenbruch der Hypothekenbank Northern Rock (Kunden haben wegen der großen Verluste mehr als zwölf Mrd. Pfund Einlagen abgezogen) erhöhte Nervosität wegen der Kreditkrise. (Reuters, dpa, bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.6.2008)