Wenn Produktionskosten pro Liter Milch um bis zu 5 Cent steigen, und gleichzeitig Handel und Molkereien die Erzeugermilchpreise senken, dann habe ich bei dieser drohenden negativen Preisspirale jedes Verständnis für die Sorgen der Bauern", sagt Josef Pröll.

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Wien - Vor dem Hintergrund wachsender Sorgen unter den österreichischen Milchbauern angesichts sinkender Einnahmen einerseits und drastisch steigender Produktionskosten andererseits, begrüßte Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP) den gestern, Montagabend, beim "Milch-Gipfel" von Landwirtschaftskammer, Lebensmittelhandel und Molkereien vereinbarten Reduktionsstopp bei den Bauernmilchpreisen als "ersten wichtigen Schritt."

Nun sei es notwendig, in weiteren Gesprächen zwischen den betroffenen Marktpartnern den Weg zu einem fairen Ausgleich für die Bauern zu ebnen, heißt es in einer Aussendung. "Wenn Produktionskosten pro Liter Milch um bis zu 5 Cent steigen, und gleichzeitig Handel und Molkereien die Erzeugermilchpreise senken, dann habe ich bei dieser drohenden negativen Preisspirale jedes Verständnis für die Sorgen der Bauern", sagte Pröll.

Gespräche mit Augenmaß

Allerdings sei der Milchpreis in Österreich auch heute noch um fast 7 Cent über dem deutschen Niveau. Es gelte daher die Gespräche mit Augenmaß zu führen und dafür zu sorgen, dass "man in Österreich nicht den deutschen Weg der Konfrontation und Auseinandersetzung geht, sondern am Verhandlungstisch das Beste für die bäuerlichen Milchbetriebe Österreichs erreicht".

Im Wegschütten von Milch sieht Pröll kein angemessenes Mittel der Auseinandersetzung: Bilder, wie jene aus Deutschland, wo Milch in den Kanal geschüttet wird, würden das schwer erarbeitete Vertrauen der Konsumenten belasten und letztlich einen Image-Schaden für die österreichischen Milchbauern bedeuten.

Oberösterreichs Agrarlandesrat Josef Stockinger (ÖVP) forderte unterdessen eine verbindliche Zusage von Molkereien und Handel, um in Österreich weitere "Preisschlachten auf Kosten der Bauerneinkommen" zu verhindern. Mit dieser Garantie, die deutsche Verhältnisse verhindern solle, könnte man wieder zurück an den Verhandlungstisch, hieß es in einer Presseaussendung. "Bilder von weggeschütteter Milch tun im Herzen weh, dafür gibt es kein Verständnis bei Bauern und Konsumenten", so Stockinger in Richtung der Streikenden. In einer Versammlung in Neukirchen an der Vöckla (Bezirk Vöcklabruck) in der Nacht auf Dienstag haben Milchbauern einen Preis von 50 Cent verlangt.

Bewusstsein für den Wert

Franz Hochegger, Landesvorsitzender der SPÖ-Bauern Oberösterreichs, forderte von Industrie, Handel und Politik, sich um kostendeckende Erzeugerpreise, jährliche Indexanpassung der Erzeugerpreise und den Fortbestand des Milchkontingents oder eine andere Absicherung der Lieferrechte zu kümmern. Mit der momentanen Preissituation könnten viele Betriebe nicht überleben, betonte er in einer Unterstützungserklärung.

Die Grünen Bauern Oberösterreichs machten in einer Aussendung darauf aufmerksam, dass die Milcherzeuger vom Endverbraucherpreis inzwischen wieder weniger als 40 Prozent erhalten würden. Futtermittel- und Energiekosten seien aber massiv gestiegen, so Obmann Wolfgang Pirklhuber: "Wir brauchen ein öffentliches Bewusstsein über den Wert und die Kosten der Produkte." Nachdem der sogenannte "Milch-Gipfel" gestern ohne Vertreter der IG Milch, die in Österreich den Milchstreik initiiert haben, stattgefunden hat, lädt Pirklhuber während der kommenden Plenartage am 5. und 6. Juni die IG Milch sowie die Agrarsprecher der Parteien zu einem runden Tisch ein, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, kündigte Pirklhuber an. (APA)