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Jan Tamas (links) und Jan Bednar nach 20 Tagen Hungerstreik

Foto: EPA/FIlip Singer
Prag - Zwei tschechische Gegner des US-Raketenabwehrsystems wollen ihren seit 21 Tagen andauernden Hungerstreik unterbrechen, die Protestaktion aber mit Unterstützung zahlreicher Prominenter fortsetzen. Es soll ein "Ketten-Hungerstreik" von Politikern und anderen bekannten Persönlichkeiten gegen die Aufstellung der US-Radaranlage folgen, teilten die beiden Aktivisten der "Humanisten-Bewegung" am Montag, dem 20. Tag ihres Hungerstreiks mit. Dieser sollte in der Nacht auf Dienstag auslaufen.

Nacheinander sollen nun prominente Gegner des US-Radars jeweils 24 Stunden fasten. Als erster habe sich der ehemalige Dissident und Journalist, der frühere Generaldirektor der Nachrichtenagentur CTK, Petr Uhl, gemeldet. Anschließen wollen sich die Grünen-Abgeordnete Olga Zubova, die sozialdemokratische Senatorin Jana Gajduskova, die Schauspielerin Anna Geislerova und der Soziologe Jan Keller, hieß es.

Präsident spricht von Erpressung

Staatspräsident Vaclav Klaus bezeichnete den Streik von Jan Tamas (31) und Jan Bednar (29) am Montag als "Erpressung". Deswegen werde er mit den beiden Aktivisten nicht zusammentreffen, worum sie schriftlich ersucht hätten. "Wir leben in einer normalen Parlaments-Demokratie und Hungerstreiks sind nur passend für totalitäre Regime. Hier (in der Tschechischen Republik) haben sie nichts zu verloren", betonte Klaus, dessen konservative Demokratische Bürgerpartei (ODS) die Stationierung des US-Radars in der militärischen Zone Brdy südwestlich von Prag befürwortet.

Greenpeace ruft "Staat Peaceland" aus

Die Aktivisten von Greenpeace, die schon seit fünf Wochen die Anhöhe in Brdy blockieren, auf der das Radar installiert werden soll, haben unterdessen symbolisch einen "unabhängigen Staat Peaceland" um den Berg. Es soll sich um einen "Staat" mit Hymne, Flagge und eigenen Grenzen handeln, dessen "Bürger" die Radaranlage ablehnten und keine Stationierung von Waffen erlauben wollten, hieß es.

Prag verhandelt mit Washington seit 2007 über den Radar-Stützpunkt. Während die Gespräche über den Grundsatzvertrag bereits abgeschlossen sind, verhandelt man noch über einen zweiten Vertrag, der den Aufenthalt der US-Soldaten auf tschechischem Territorium regeln soll. Die Unterzeichnung beider Dokumente ist für Juli vorgesehen. Die endgültige Entscheidung wird beim Parlament liegen, das die Verträge in beiden Kammern ratifizieren muss.

Was die tschechische Öffentlichkeit angeht, ist sie nach wie vor mehrheitlich gegen das Radar, das in der militärischen Sperrzone südwestlich von Prag aufgestellt werden soll. Laut der jüngsten Umfrage des Prager Meinungsforschungsinstituts CVVM sind fast zwei Drittel der Tschechen dagegen. Dafür ist nur ein Viertel und der Rest ist unentschlossen. (APA)