"Das ist ein schwerer Rückschlag"
"Der Gemeinderat hat heute beschlossen, die 750 Verwaltungs- und pädagogischen Arbeitsplätze in den Kindergärten auf Wunsch des Stadtschulrats von Linux auf Windows Vista quasi rückzumigrieren. Das ist ein schwerer Rückschlag", erklärte Marie Ringler, Gemeinderätin und Technologiesprecherin der Wiener Grünen, am Mittwoch gegenüber der APA.
Software zur Sprachstandserhebung
Grund dafür sei der geplante Einsatz einer Software zur Sprachstandserhebung in den Kindergärten, die derzeit nur mit dem Internet Explorer von Microsoft genutzt werden könne. "Seit dem Jahr 2005 sind nur 3,1 Prozent aller Verwaltungsrechner auf Linux umgestellt worden, nun werden es noch weniger", so Ringler.
Lobbying-Aktivitäten
Microsoft Österreich hat in den vergangenen Monaten seine Lobbying-Aktivitäten in den Bereichen „Schule“ und „SP-Umfeld“ verstärkt. So beteiligte sich der Softwarekonzern an der Finanzierung eines Buches für Volksschulkinder, das gemeinsam mit den Wiener Kinderfreunden und der Stadt Wien kostenlos verteilt wird. Das Buch soll über den "sicheren Umgang im Internet" informieren.
Gegenüber dem WebStandard sieht Ringler Zusammenhänge zwischen den Lobbyaktivtäten Microsofts und den Plänen der Stadt Wien, Wienux mit Vista teilweise zu ersetzen.
Systemwechsel
Aber auch bei den Windows-Rechnern steht anscheinend ein Systemwechsel bevor. Schon im Februar sei ein Antrag der MA 14 (EDV-Abteilung der Stadt) im Gemeinderat bewilligt worden, in dem Kosten von 7,6 Mio. Euro für Softwarelizenzen zum Umstieg von Windows und Office 2000 auf Windows Vista und Office 2007 sowie die Aufrüstung bzw. den vorzeitigen Austausch älterer PCs genannt werden. "Das hat unsere Alarmglocken schrillen lassen", sagte die Gemeinderätin.
Eine taktische Notwendigkeit
"Das ist die Entscheidung der zuständigen Dienststelle, die mir persönlich leid tut, die aber eine taktische Notwendigkeit ist", erklärte Erwin Gillich, Leiter des Rechenzentrums der Wiener Stadtverwaltung (MA 14), zum Wechsel der Kindergärten auf Windows-Software. Der Beschluss sei zwar ein "unangenehmes Ereignis, aber kein Präjudiz" für die geplante generelle Systemumstellung und die Ablöse von Windows 2000. Dass zu "Microsoft Vista" und "Office 2007" gewechselt werde, wie es im Subventionsantrag heißt, sei "falsch formuliert, das ist durchgerutscht", so Gillich.
Man habe lediglich Vorsorge für eine etwaige Umstellung getroffen und für die anstehenden Investitionen angespart. Bis Jahresende soll auch eine Studie vorliegen, die Vorschläge und Empfehlungen für die weitere Vorgangsweise enthält. "Dann wird der Gemeinderat entscheiden. Aber je mehr Zeit vergeht, desto mehr Chancen hat die Open-Source-Software", sagte der EDV-Leiter.
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