Wien - Viele Jahrestage hat heuer das Jüdische Museum zu begehen. Neben den Gedenktagen zum Jahr 1938 und dem 50-jährigen Jubliläum des Museums wird auch des 100-jährigen Geburtstags des Wiener jüdischen Sportclubs "Hakoah" gedacht. Das Museum widmet dem 1909 gegründeten Verein anlässlich seiner Neueröffnung nach einem umfangreichen Restitutionsverfahren und zu seinem anstehenden Geburtstag eine kleine Dokumentation.

Vom 4. Juni bis zum 7. September sind die Fotografien, Zeitungsausschnitte und Trophäen zu sehen, dann sollen sie als Dauerausstellung in das neue Gelände des Clubs unweit des Ernst-Happel-Stadions wandern.

Max Nordau hatte das Diktum des "Muskeljudentums" geprägt und körperliche Ertüchtigung statt ausschließlich "abstrakter Geistesleistungen" gefordert, wie Kurator Marcus G. Patka erklärte. "Man wollte zeigen, dass Juden ihren Mann stehen konnten." Die Mitglieder der Ringer-Mannschaft wurden so auch immer wieder zu Bodyguards bei Veranstaltungen oder bei antisemitischen Unruhen an der Universität.

Erfolge im Ausland

Die Fußballmannschaft, 1924/25 österreichischer Meister, errang auch im Ausland Erfolge für Wien - etwa mit dem 5:0 Sieg gegen das europäische Spitzenteam West Ham United aus London 1923. Fotos belegen aber auch stolze Gesichter unter den Schwimmern, Fechtern, Leichtathleten oder Eishockey-Spielern.

Nach Auflösung durch die Nationalsozialisten setzte sich vor allem Karl Haber - der Vater des Staatsmeisters Paul Haber 1964 im 100 Meter Brustschwimmen - für eine Wiederbelebung der "Kaderschmiede" ein. Und auch wenn die "Hakoah" heute nicht annähernd an die früheren Mitgliederzahlen - etwa 5.000 der Zwischenkriegszeit - herankommt, spielt sie wieder eine wichtige Rolle für das jüdische Gemeindeleben.

"Hoppauf Hakoah"

Erst vor einigen Jahren erhielt der Club, dessen Motto "Hoppauf Hakoah" sich weit über die Österreichischen Grenzen in zahlreichen Tochterclubs verbreitet hat, für den "arisierten" Sportplatz ein Ersatzgelände zugeschrieben. Der erste Teil des neuen Zentrums wurde im März 2008 eröffnet.

Mit der kleinen, vor allem Fotos von großen Erfolgen und Mannschaftsbilden umfassenden Ausstellung, ist jedenfalls ein wichtiger Grundstein für die fortlaufende historische Dokumentation jüdischen Lebens in Wien gelegt. Die deutlich macht, dass das Foto einer Schwimmmannschaft mit Judensternen auf den Badehosen ein unverzichtbarer Teil Wiener Sportgeschichte ist. (APA/red)