New York/Frankfurt – An den weltweiten Börsen stellt sich zwar langsam etwas Erholung ein. Die Nachwehen der Finanzkrise sind aber noch deutlich spürbar. Die US-Bank Lehman Brothers will sich laut einem Bericht des Wall Street Journals frisches Kapital in der Höhe von drei bis vier Milliarden Dollar (bis zu 2,6 Mrd. Euro) besorgen. Insider wollen darin die Möglichkeit erkennen, dass Lehman Brothers den ersten Quartalsverlust seit dem Börsengang des Institutes präsentieren muss. Denn die geplante Kapitalmaßnahme soll laut der Zeitung just bei der Vorstellung der Quartalszahlen präsentiert werden, die für den 16. Juni geplant ist.
Hintergrund seien Belastungen von bis zu zwei Mrd. Dollar, unter anderem durch Absicherungen gegen Verluste im Hypothekenmarkt. Lehman ist die kleinste der vier großen Wall-Street-Banken.
Am Montag hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) mehrere große Banken herabgestuft, darunter auch Lehman. Weiter unter Druck sieht die Ratingagentur auch die Bonitätsnoten der Deutschen Bank. Sollten weitere Abschreibungen im Investmentbanking anstehen oder die Ergebnisse aus anderen Gründen belastet werden, seien Herabstufungen wahrscheinlich, warnte S&P-Kreditanalyst Bernd Ackermann. Dies gelte auch im Falle einer unerwartet schwachen Entwicklung vergleichsweise stabiler Segmente wie das Privatkundengeschäft. S&P bestätigte den negativen Rating-Ausblick der Deutschen Bank. Das bedeutet, dass eine Herabstufung in den kommenden beiden Jahren wahrscheinlicher ist als eine Heraufstufung. Dies würde die Refinanzierung für die Bank verteuern. Die kurz- und langfristigen S&P-Bonitätsbewertungen für die Bank liegen mit "A-1+" und "AA" im Spitzenbereich. Das Rating für die Großbanken Credit Suisse und UBS hat S&P bestätigt. Das CS-Rating ist weiterhin "A+" und UBS wird mit "AA-" eingestuft. Für beide Banken ist der Ausblick unverändert "negativ".
USA leiden am meisten
Die Schweizer Unternehmen sind laut einer Studie des Kreditversicherers Atradius von der Finanzkrise vergleichsweise nur in geringem Ausmaß betroffen. Aktuell würden nur 22 Prozent der Unternehmen die Krise spüren. Damit steht die Schweiz im internationalen Vergleich gut da. Eine geringere Quote wurde lediglich in Schweden (sieben Prozent) und in den Niederlanden (21 Prozent) ermittelt. Österreich ist nicht berücksichtigt worden. Am stärksten spüren die Auswirkungen der Finanzkrise Unternehmen in den USA (68 Prozent) und Mexiko (60 Prozent). In Europa sind Betriebe in Italien (58 Prozent), Großbritannien (46 Prozent) und Spanien (44 Prozent) am meisten betroffen.