Zur Person

Brigitte Öppinger-Walchshofer ist seit November 2007 Chefin der Austrian Development Agency. Die GmbH in Bundeseigentum ist für die Umsetzung der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit zuständig. Ihr Budget liegt bei 90 Millionen Euro.

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Österreich will seine Entwicklungszusammenarbeit künftig stärker auf ausgewählte Staaten konzentrieren, sagt Brigitte Öppinger-Walchshofer, Chefin der österreichischen Entwicklungshilfeagentur (ADA) zu András Szigetvari.

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STANDARD: Ist die aktuelle Lebensmittelkrise nicht ein Beleg dafür, dass Entwicklungszusammenarbeit nicht funktioniert?

Öppinger-Walchshofer: Ich sehe das nicht so. Für die Nahrungsmittelkrise ist das Aufkommen von Biosprit verantwortlich, Spekulationen auf den Rohstoffmärkten, der Klimawandel und es ist ein Umverteilungsproblem. Aber ausgelöst wurde sie auch, weil sich in manchen Ländern die Nahrungsmittelgewohnheiten stark verändert haben, weil große Teile der Bevölkerung aus der Armut herausgekommen sind. Wo wir als Geber aktiv sind, gibt es keine Hungerkrise. Wir haben etwa in Äthiopien ein sehr erfolgreiches Projekt zur ländlichen Entwicklung.

STANDARD: Die ADA beauftragt NGOs und Institutionen um Entwicklungsprojekte umzusetzen. Sie arbeiten mit 250 Organisationen zusammen. Ist das nicht zu viel?

Öppinger-Walchshofer: Diese Kleinteiligkeit werden wir nicht ganz wegbekommen, und das wollen wir auch nicht. Was wir vorantreiben wollen ist, dass sich die NGOs stärker auf unsere 13 Schwerpunktländer konzentrieren, damit wir größere und messbare Ergebnisse erbringen können. Die NGOs müssen nicht in geografisch völlige Ausreißern wie Kirgistan und China aktiv sein, noch dazu wenn dort nur sehr kleine Projekte umgesetzt werden.

STANDARD: Zwei Drittel der Gelder der ADA gehen an österreichische Organisationen. Müssten nicht mehr Einrichtungen aus Partnerländern finanziert werden?

Öppinger-Walchshofer: Dieser Prozentsatz wird automatisch gesenkt werden. Je entwickelter ein Partnerland ist, desto mehr wird es Eigenverantwortung einfordern. Die Entwicklungsländer werden also immer mehr Projekte mit unserer finanziellen Unterstützung selbst ausschreiben. Die österreichischen NGOs werden sich also verstärkt direkt in den Partnerländern bei Ausschreibungen bewerben müssen. Dadurch wird der Wettbewerb größer, und es wird nicht immer eine österreichische NGO den Zuschlag bekommen.

STANDARD: Österreichs Entwicklungshilfe wird vorgeworfen, sich für die Interessen der Außenpolitik instrumentalisieren zu lassen. Für die Bewerbung im Sicherheitsrat wurden Schulbusse verschenkt. Öppinger-Walchshofer: Schulbusse haben wir keine verteilt.

STANDARD: Aber die ADA ist am Balkan sehr aktiv: Das ist nicht die ärmste Region, Wien hat dort viele Interessen.

Öppinger-Walchshofer: Wir unterstützen diese Staaten bei der Annäherung an die EU. Da gibt es einen großen Bedarf, wenn Sie sich die Armut am Balkan ansehen. Mittelfristig werden wir uns, je mehr diese Länder an die EU herankommen, zurückziehen. Wir gehen davon aus, dass wir spätestens 2015, wenn diese Länder in die EU kommen, nicht mehr am Balkan aktiv sein werden. Einzige Ausnahmen sind Albanien und Kosovo.