Rom - Die Existenz der maroden italienischen Fluggesellschaft Alitalia ist offenbar erneut in ernster Gefahr. Die EU halte den staatlichen Notkredit über 300 Mio. Euro für eine illegale Beihilfe und werde auf einer Rückzahlung bestehen, berichtete am Mittwoch die Zeitung La Repubblica. Bereits am 11. Juni werde die EU deshalb ein formelles Verfahren gegen die italienische Regierung eröffnen, bestätigten EU-Vertreter in Brüssel.

Die italienische Börse hat den Handel mit Alitalia-Papieren am Mittwoch kurzfristig ausgesetzt, weil die italienische Regierung den dritten Versuch gestartet hat, ihren Anteil loszuwerden. Der Überbrückungskredit der Vorgängerregierung hatte Alitalia im April vor dem Bankrott bewahrt.

Schuldenberg wird größer

Alitalia hat inzwischen Nettoschulden von 1,36 Mrd. Euro aufgetürmt und verliert pro Tag mehr als eine Million Euro. Die Regierung in Rom will die Airline schon seit längerem privatisieren, hat bisher aber keinen Käufer für ihren Anteil über 49,9 Prozent gefunden. Wenn es keinen Käufer gibt und die EU die staatliche Finanzierung kappt, muss Alitalia möglicherweise bald den Betrieb einstellen.

Eine Fusion mit einer ausländischen Gesellschaft - zuletzt war Air France-KLM im Rennen -scheiterte vor allem am Widerstand der Gewerkschaften. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat sich erst am Dienstag in einer Kehrtwende überraschend für eine Partnerschaft mit Air France-KLM ausgesprochen, was Air France aber als schwierig sieht. (Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.6.2008)