Zürich - Seit Herbst 2004 leitet der Österreicher Wolfgang Reiter am Zürcher Neumarkt "ein Theater am Puls der Zeit". Nach vier Spielzeiten endet nun seine Intendanz, ihm folgen Barbara Weber und Rafael Sanchez nach.

Reiter zieht eine positive Bilanz. Vieles sei gelungen, etwa "Der rote Ursprung" oder "Über Tiere", anderes weniger. Reaktionen auf Stücke, die auf Zürich oder die Schweiz zugeschnitten waren ("Boucherie Nationale", "Zürich 1917" oder "Fast sicher") hätten gezeigt, dass "das Theater seine Bedeutung als politisches Leitmedium verloren hat". Gleichwohl habe sein Theater "mit vielen Produktionen die Diskussion auch über aktuelle Themen in Gang gebracht", hält er fest. "Natürlich waren nicht immer alle Leute begeistert, aber damit muss ein Theaterleiter leben, der nicht nur aufs Gefallen schielt."

Auszeit voraus

Ein nur auf Erfolg getrimmtes Haus hat Wolfgang Reiter nie angestrebt. Ein Theater, das flexibel auf aktuelle Ereignisse reagiere, bewege sich immer auf unsicherem Terrain, pflegte er zu sagen. Eines, das dem Experiment verpflichtet sei, kalkuliere das Risiko mit ein. Das Risiko des Erfolgs - und des Scheiterns.

Insgesamt war Zürich "eine spannende, eine spannungsvolle Zeit". Neben eher unerfreulichen Erinnerungen nehme er in seinem Koffer auch viele Glücksmomente mit, sagte Reiter. Dazu gehörten neben den Erlebnissen im Theater, der Arbeit mit dem Team, mit Regisseuren und dem Ensemble auch viele Kontakte zum Publikum.

Nun mache er ein halbes Jahr Pause, sagt Reiter. "Und dann vielleicht etwas ganz anderes." Die Arbeit "in einem routinierten Stadt- oder Staatstheaterbetrieb" interessiere ihn nicht. Das müsste dann - so Reiter - "schon ein Ort sein, wo ich meine konzeptionellen und künstlerischen Vorstellungen umsetzen kann". (APA)