Kaum ist die Vorwahl bei den Demokraten geschlagen, schon kreuzen die beiden Kandidaten Barack Obama und John McCain die Klingen. Die Unterschiede zwischen den Kontrahenten könnten kaum größer sein. Es wird das Duell alt gegen jung, schwarz gegen weiß, Kriegsheld gegen Ex-Sozialarbeiter, der niemals in der Armee war. Auch an diesem Abend feuerten Obama und McCain wieder Salven, der eine in Minnesota, der andere in Louisiana. Ein "beachtlicher Gegner" werde der Senator aus Illinois im Wahlkampf, räumte McCain ein. Obama und seine Versprechen von einer Wende seien schlecht für das Land, erklärte er laut einem vorab verbreiteten Redetext bei einer Veranstaltung in New Orleans.

Am Scheideweg

Zugleich hieß McCain den Demokraten im eigentlichen Präsidentschaftswahlkampf willkommen. "Das ist in der Tat eine Wahl der Veränderung", erklärte McCain. Allerdings bestehe die Wahl "zwischen einer Wende zum Guten und einer Wende zum Schlechten, zwischen Voranschreiten und Zurückgehen".

"Beeindruckt" habe er viele Amerikaner "durch seine Sprachgewalt und seinen schwungvollen Wahlkampf". Doch wolle Obama mit Diktatoren reden, und im Irak sei er auch lange nicht mehr gewesen. "Die Amerikaner sollten darüber besorgt sein", warnte McCain. Kommentatoren zeigten sich wenig beeindruckt von der Rede des langjährigen Senators aus Arizona: "Das war kläglich, und wie wenige Leute dort waren", spottete einer bei CNN.

Harte Bandagen warten

Doch darf mit härtesten Bandagen im Kampf ums Weiße Haus gerechnet werden. Mitte Mai hatte Präsident George W. Bush mit der politischen Gepflogenheit gebrochen, nach der Innenpolitik bei Auslandsreisen nichts zu suchen hat, als er kaum verhüllt in Israel Obamas Dialogbereitschaft mit Ländern wie dem Iran oder Syrien attackierte. McCain selbst nannte Obama deswegen "unerfahren und naiv".

Der Senator aus Arizona wies Angriffe Obamas zurück, McCain werde die Politik von George W. Bush fortsetzen. "Es ist schwer, Amerikaner von etwas zu überzeugen, von dem sie wissen, dass es falsch ist." Obama stand am Dienstag kurz davor, die notwendige Delegiertenzahl für die Nominierung zum Präsidentschaftkandidaten der Demokraten zu erreichen. (APA/red)