Michael Häupl würde parteiinterne Konflikte lieber „hinter den Kulissen“ austragen.

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Wiens Bürgermeister Michael Häupl hat wenig Verständnis für den Rückzug Burgstallers. Im Gespräch mit Martina Stemmer stärkt der Wiener SPÖ-Chef dem Kanzler offiziell den Rücken.

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STANDARD: Steckt die SPÖ in einer Krise?

Häupl: Nein. Jedenfalls in keiner größeren als die ÖVP. Bezüglich der zwei großen Themen Gesundheit und Pensionen gibt es innerhalb beider Koalitionsparteien unterschiedliche Meinungen.

STANDARD: Wie fest sitzt Alfred Gusenbauer als SPÖ-Parteichef im Sattel?

Häupl: Sehr, sehr fest. Ich bin jedenfalls fast immer nur glücklich mit seiner Arbeit. Solche Diskussionen muss man durchstehen. Deshalb muss man nicht gleich die Führungsfrage stellen. Molterer stellt auch niemand in Frage.

STANDARD: Soll Gusenbauer im Herbst noch einmal für den Parteivorsitz kandidieren?

Häupl: Ich spreche nicht über Personalfragen, das klären wir intern.

STANDARD: Die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller beschwert sich, dass sie aus den Medien erfahre, was die eigene Partei in Wien aushandle. Sie will sich beim SPÖ-Bundesparteitag im Herbst nicht mehr um den Vize-Parteivorsitz bewerben. Können Sie das nachvollziehen?

Häupl: Nein. Aber ich darf daran erinnern, dass es in der ÖVP einmal einen ähnlichen Fall gegeben hat. Waltraud Klasnic wollte einst auch nicht mehr als Wolfgang Schüssels Stellvertreterin kandidieren.

STANDARD: Werden Sie sich beim Bundesparteitag im Herbst einer Wiederwahl als Vize-Parteiobmann stellen?

Häupl: Sicher. Außer, wir entscheiden uns gemeinsam dafür, mit der Tradition, dass sämtliche SPÖ-Landesparteivorsitzende auch als Vize-Parteichefs kandidieren, zu brechen. Das kann man natürlich diskutieren. Ich stehe diesem Thema leidenschaftslos gegenüber. Aber wenn es gewünscht wird, kandidiere ich wieder.

STANDARD: Schadet Burgstallers Vorgehen der SPÖ? Häupl: Ich bin bloß Bürgermeister, kein Hellseher. Es ist natürlich besser, wenn man Konflikte nicht auf offener Bühne, sondern hinter den Kulissen austrägt. Aber das war jetzt halt so, ich habe es mir nicht ausgesucht.

STANDARD: Sind andere SPÖ-Landeshauptleute ähnlich unzufrieden wie Burgstaller?

Häupl: Das kann ich nicht sagen. ich habe Wichtigeres zu tun als mich um Befindlichkeiten zu kümmern. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.6.2008)