Tel Aviv - Der israelische Ministerpräsident
Ehud Olmert hat eine baldige Offensive im Gaza-Streifen als
wahrscheinlich bezeichnet. "Das Pendel schwingt im Moment weiter in
die Richtung eines Militäreinsatzes als in irgendeine andere
Richtung", sagte Olmert am Freitag in Tel Aviv nach seiner Rückkehr
von seinem Besuch bei US-Präsident George W. Bush.
Die ägyptischen Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen der Hamas,
die den Gaza-Streifen seit einem Jahr beherrscht, und Israel haben
bisher kein Ergebnis gebracht. Der ägyptische Geheimdienstchef
General Omar Suleiman hatte Israel kürzlich ein Angebot der Hamas und
weiterer radikaler Palästinenserfraktionen unterbreitet. Diese
wollten ihre Raketenangriffe einstellen, wenn Israel die Blockade des
Gaza-Streifens beende. Nach israelischen Medienberichten hat Israel
das Angebot prinzipiell begrüßt, aber Bedingungen gestellt.
Weitere Regierungsmitglieder für Einmarsch
Der Minister für Infrastruktur und ehemalige Verteidigungsminister
Benjamin Ben-Eliezer hatte erklärt, die Armee sei gut auf einen
militärischen Einsatz im Gaza-Streifen vorbereitet, aus dem sich
Israel 2005 zurückgezogen hatte. Mehrere weitere Regierungsmitglieder
sprachen sich für einen Einmarsch aus. Verteidigungsminister Ehud
Barak hatte wiederholt gesagt, dass Israel wenig Interesse an einer
Bodenoffensive habe und zuerst "alle anderen Optionen ausschöpfen"
wolle. Zugleich hatte Barak der Hamas gedroht, dass eine
Bodenoffensive Realität werden könne.
Aus Sicht israelischer
Militärkommentatoren fürchtet die Regierung im Falle eines
Einmarsches eine große Zahl von Opfern unter israelischen Soldaten
und der palästinensischen Zivilbevölkerung. Olmert hatte eine solche
Offensive bisher abgelehnt, da die Folge zwangsläufig eine
Wiederbesetzung des Gebiets sein müsste. Dies aber würde viele
Menschenleben kosten und einen Frieden zwischen Israelis und
Palästinensern auf lange Sicht unmöglich machen.