An diesem Nachmittag aber sitzt er in einem Wiener Innenstadtcafe und ist traurig. "Es hat sich leider abgezeichnet, dass es nicht mehr weitergehen wird." Wenige Tage zuvor ereilte ihn per E-Mail die traurige Gewissheit. "Das war schon ein sehr emotionaler Moment, als mir Hillary geschrieben hat, dass sie nun andere Wege gehen wird." Da wusste Josef Mantl, der studierte Jurist und Kommunikationsberater aus Graz, dass all das Hoffen nichts genützt hat. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er umsonst ein Jahr lang während seines Fulbright-Auslandsstudiums an der US-Ostküste landauf, landab getingelt ist und Stimmung für die Clinton-Kampagne gemacht hat. Er bereut es trotzdem nicht. "Mich hat das Progressive, Weltoffene und gleichzeitig Volksnahe fasziniert, für das diese Frau und ihre Partei stehen. So etwas gibt es in Österreich ja gar nicht."
Von der Schülerunion zu Hillary
Für Politik hat sich der wenig schüchterne Grazer schon immer interessiert. Für jene Leutseligkeit, die man heute Networking nennt, ebenso. Mit 15 war der Professorensohn Schulsprecher am Akademischen Gymnasium in Graz, ein Jahr darauf Landesschulsprecher für die ÖVP-nahe Schülerunion. Heute rechnet er sich einem links-katholischen Spektrum zu, die Volkspartei steht für den Ex-Sozialarbeiter "etwas zu weit rechts" da. "Die Schülervertretungszeit war für mich schon ein gewisser Start, auch was die Kontakte und das unternehmerische Denken betrifft. Davon hab ich auch viel nach Amerika mitgenommen", sagt Mantl und fügt an: "Man darf sich da wie dort einfach nichts scheißen." Gesagt, getan. Seinen Fuß in die Clintonsche Tür hat der heute 31-Jährige während des Democratic National Committee Winter Meetings im Februar 2007 postiert. "Da bin ich einfach hingefahren. Das läuft recht ähnlich ab wie in Österreich", sagt er augenzwinkernd. "Der Wahlkampf war eine sehr offene Bewegung. Wer genügend Enthusiasmus und Engagement zeigt, kommt in Amerika schnell mit wichtigen Leuten in Kontakt."
"Josef the Bulldozer"
Mantl hat es geschafft. Er wollte dabei sein, als der vermeintliche Siegeszug der Hillary Clinton bei den Vorwahlen in New Hampshire seinen Anfang nahm. Und zwar richtig, an der Basis, dort, wo es wehtut. Mit Hillary-Memorabilia und Wahlbroschüren ausgestattet, klopfte er an die Türen hunderter potenzieller Wähler, trotzte dem eisigen Wind des amerikanischen Winters, um Basisarbeit für die Ex-First Lady zu machen. So ausdauernd, dass aus dem Grazer, den sie erst lapidar 'this Austrian guy' nannten, 'Josef the Bulldozer' wurde. "Sie ist das Leben, mit all ihren Ecken, Kanten und Fehlern", schwärmt der von seinem Idol, das er während des vergangenen Jahres des öfteren zu Gesicht bekam. "Mich hat bis ins persönliche Leben hin inspiriert, wie diese Frau nach all dem Hohn und Spott immer wieder aufgestanden ist und weitergekämpft hat." Josef Mantl hat in New Hampshire auch erlebt, wie bodenständig und banal ein US-amerikanischer Wahlkampf aus der Nähe betrachtet erscheint. "Im Büro lagen Donuts herum, Kaffeeflecken überall, Pizzas lagen im Eck, alle möglichen Volunteers kamen herein und waren ziemlich nervös, weil sie von den Ergebnissen in Iowa überrascht waren."
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