Nun soll der Wasserverbrauch neu geregelt werden, um das ehemalige Feuchtgebiet wieder in seinen Urzustand zu versetzen.

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Der spanische Nationalpark Tablas de Daimiel läuft Gefahr, von der Unesco-Liste der Biosphärenreservate gestrichen zu werden. Denn das Feuchtgebiet 180 km südlich von Madrid unweit der zentralspanischen Stadt Ciudad Real ist seit Jahren ausgetrocknet.

Die fortschreitende Verwüstung des Gebietes ist die Folge exzessiver Landwirtschaft. Mehr als doppelt so groß wie Vorarlberg, nämlich 5500 Quadratkilometer, ist die Grundwasserschicht, in der die Tablas de Daimiel liegen. Und dieser Schicht wird seit Ende der 70er- Jahre mehr Wasser entnommen, als durch die Niederschläge nachfließt. Wo einst 1000 Hektar Land unter Wasser standen, steht heute nur noch vertrocknetes Schilf.

Bis auf eine 18 Hektar kleine Fläche sind die Lehmböden ausgetrocknet und aufgerissen. Es gibt kaum noch Wasservögel. Und im Flussbett des Guadianas, eines der beiden Zuflüsse, wachsen Sträucher und Bäume.

Versickernder Fluss

Die Tablas liegen dort, wo zwei Flüsse zusammenlaufen, der Cigüela und der Guadiana. Der Cigüela ist der typische südspanische Fluss, der im Frühjahr viel Wasser führt und im Sommer fast vollständig austrocknet. Doch das Problem ist der Guadiana. Er ist ein ganz besonderer Fluss. Der Guadiana kommt aus den Bergen. Schon nach wenigen Kilometern versickert er im Kalkgestein, um 40 Kilometer weiter, nahe den Tablas, wieder aufzutauchen. So war das zumindest bis 1987. Seither tritt kein Tropfen mehr an den Tag. Schuld daran haben die rund 60.000 illegalen Brunnen der Bauern in der Region. Die pumpen dreimal so viel Wasser wie im Bewässerungsplan vorgesehen ab.

"Die Unesco entzieht den Tablas de Daimiel nicht etwa den Schutz. Vielmehr waren die Tablas nie ernsthaft geschützt. Seit 28 Jahren tut die Regionalregierung nichts, um das Gebiet zu wahren", erklärt José Manual Hernández von der Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción. Hernández sitzt im Aufsichtsrat des Naturschutzgebietes. Seit Jahren fordert er, dass die Tablas de Daimiel aus der Unesco-Liste gestrichen werden. "Ihr Schutz diente immer wieder als Ausrede, um aus anderen Regionen per Pipelines Wasser nach Ciudad Real zu transferieren."

Weniger Anbauflächen

Hernández verlangt eine drastische Verringerung der bewässerten Anbauflächen rund um die Tablas de Daimiel. Nur so könne das Feuchtgebiet langsam, aber sicher zurückgewonnen werden.

"Die Lage ist mehr als ernst", erklärt auch Javier Viñuela, der für die Sitzung des zuständigen Ausschusses der Unesco am 13. Juni einen Zustandsbericht der Tablas de Daimiel vorbereitet hat. Er hofft, dass der von den spanischen Behörden entworfene Dringlichkeitsplan umgesetzt wird. Dieser sieht vor, die illegalen Brunnen zu legalisieren und dann die Entnahmemengen neu festzulegen. Wer weniger Wasser verbraucht, als ihm zusteht, soll mit den Rechten handeln dürfen.

Dieser Plan soll den Grundwasserspiegel in 20 Jahren wieder auf sein altes Niveau anheben. Drei Milliarden Euro will sich Spanien die Reform kosten lassen. "Es ist leider nicht der erste Plan", sagt Viñuela mit resigniertem Unterton. (Reiner Wandler aus Ciudad Real/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8. 6. 2008)