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Demonstrant beim G8-Gipfel 2001 in Genua: „Gelb bedeutet Schmerz, Rot den Tod.“

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30. April 2007: Die Mütter des „Plaza de Mayo“ feiern das 30-Jahr-Jubiläum ihres ersten Zusammentreffens.

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Zusammentreffens. 6. Juni 1989: Die chinesische Volksbefreiungsarmee besetzt den Tian’anmenplatz in Peking.

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Puteaux bei Paris, 17. Oktober 1961: Polizisten bewachen festgenommene Algerier

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Gerade bei den großen historischen Störfällen wird sichtbar, was die Politik und den öffentlichen Raum verbindet. Genua 2001, Buenos Aires 1977, Paris 1961, Peking 1989: vier Fallstudien. Von Siegfried Mattl

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Der neue Typus des öffentlichen Raums, wie ihn ein eminenter Autor wie der amerikanische Soziologe Mike Davis („City of Quartz“, „City of Fear“) skizziert, ist ein Puzzle: Aus dem Netz der Überwachungskameras in Londonderry, dem fortifizierten Universitäts_campus in Istanbuls Armenviertel, den mit Festnahmerechten ausgestatteten Private Securities in den Shopping Malls von Hongkong. Den privatisierten Konsumzonen des Berliner Potsdamer Platzes und dem „pazifierten“ Bryant-Park in New York, wo neben strikten Verhaltensregeln und gefahrlosem Cappuccino-Genuss die brachiale Gestaltung der Parkbänke die Obdachlosen fernhält. Wiens Polizeischutz-Zone am Karlsplatz fällt da im Vergleich schon nicht mehr ins Gewicht.

Angst und passiver Konsum in geschützten Zonen sind die kollektiven Antriebskräfte, nach dauerhafter Veranlagung suchendes globales Kapital die gestaltende Größe bei der Neuaufteilung der Städte in „urban entertainment zones“, technologie- und finanzgesättigte „hot spots“, die „gated communities“ der neuen Eliten und den verbleibenden Rest. Zumindest sehen es die kritischen Beobachter der globalen Städte so, und die Medienberichte über die Jugendaufstände in den Pariser Vororten oder zu den Risikospielen namens WM, Olympia oder EM geben ihnen anscheinend recht.

Ganz zu schweigen davon, dass dort, wo früher vielleicht Menschen miteinander an öffentliche Plätzen gesprochen haben, heute intime Telefongespräche dominieren. Eine Verfallsgeschichte wird die Diagnose der „Krise des öffentlichen Raumes“ aber letztlich nur dann, wenn man den Strukturen und Gebäuden eine selbsttätige Kraft zuschreibt, Gemeinschaft und Konflikt, der unweigerlich mit Gemeinschaft verbunden ist, hervorzubringen.

Polizeilich geordnet

Mit dem französischen Philosophen Jacques Rancière ließe sich hingegen sagen: Die polizeiliche Ordnung des öffentlichen Raumes ist der Dauerzustand. Die dem öffentlichen Raum zugesprochene politische Qualität ist selten. Sie wird nur wahrnehmbar, wenn sich die aus dem politischen Raum Ausgeschlossenen Sichtbarkeit erkämpfen. Oder, was auch vorkommt, wenn sie zwar anwesend sind, wie die verfemten Asylanten in ganz Europa, aber unsichtbar gemacht werden sollen.

Genua, Juli 2001

Schauplatz der Gipfelkonferenz der „G8“. Italiens Premierminister Silvio Berlusconi will der Welt die gelungene Transformation der Hafenstadt vorführen: Die zur Kunstmeile geadelte Altstadt, den von Renzo Piano „aufpolierten“ alten Hafen, das von Aldo Rossi renovierte Teatro Carlo Felice und den zum „Kulturpalast“ umgebauten Dogenpalast. Eine Revitalisierung des öffentlichen Raumes für Touristen und die neuen Reichen, die an die Stelle der bekanntermaßen rasch zum Aufbegehren tendierenden alteingesessenen Bewohner treten.

Berlusconi kann die vielgepriesene Reurbanisierung Genuas indes nur auf paradoxe Weise präsentieren: durch eine Fortifizierung des öffentlichen Raumes. Denn der ungestörte Genuss der inszenierten Kultur wird von der angesagten Massendemonstration der Globalisierungsgegner bedroht. Der Hafen und die Gassen der Altstadt werden zur Hochsicherheitszone erklärt, die Bewohner der Altstadt überprüft und registriert, Hausdurchsuchungen ohne richterlichen Befehl durchgeführt. Die Zugangsstraßen zur Altstadt werden mit hohen Stahlgittern abgeriegelt. Wo dies möglich ist, schichtet man Container zu einer Stadtmauer übereinander.

Innerhalb dieses Ringes wird die „rote Sicherheitszone“ errichtet, die von niemandem ohne Sondererlaubnis betreten werden darf. Vorsorglich haben die Sicherheitskräfte 200 Bodybags bestellt und 500 m² Kühlraum als Leichenfläche angemietet. Ihr vorgelagert ist die „gelbe Gefahrenzone“, innerhalb derer Demonstranten mit staatlichem Gewalteinsatz rechnen müssen. „Gelb bedeutet Schmerz“, resümiert der Stadttheoretiker Michael Zinganel das Konzept von Genua, „Rot den Tod. Der tragische Beweis dafür: der Tod des jungen Demonstranten Carlo Giuliano, der von Carabinieri erschossen wurde.“

Unabhängig von der Gewaltfrage, die von den Angriffen der Antiglobalisten auf das WTF-Treffen in Seattle 1999 gestellt worden war und die sich in Genua zu wiederholen drohte, offenbarten die Vorbereitungen auf das G8-Treffen ein neues Prinzip, nämlich, so Zinganel, „eine flexible Stadt, die sich dem Repräsentations- und Schutzbedürfnis von Vertretern der Regierungs- und Wirtschaftsmächte bei Bedarf völlig unterordnen muss“.

Buenos Aires, 30. April 1977

Zum ersten Mal treffen die „Mütter der Plaza de Mayo“ auf Argentiniens bedeutendstem öffentlichen Platz zusammen. Sie verlangen von der Militärjunta Aufklärung über ihre verschwundenen Kinder und Männer – Oppositionelle, vermeintliche Oppositionelle oder auch bloß Zeuginnen oder Zeugen von Gewalttaten der mit der Junta kooperierenden Paramilitärs, Menschen, die entführt, gefoltert, ermordet oder ohne Angabe ihres Verbleibs in Haft gehalten werden.

Die Plaza de Mayo ist das Herzstück des Finanz- und Regierungszentrums, imprägniert durch die Erinnerung an die Manifestation für die Unabhängigkeit von Spanien zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Achse der Avenida 25 de Mayo verbindet das Parlament mit der Casa Rosada, dem Regierungssitz. An ihr reihen sich das Stadtratsgebäude, die Kathedrale und die Ministerien auf – eine starke räumliche Repräsentation des institutionellen Machtgefüges. Ein Obelisk, die Mai-Pyramide in Erinnerung an den ersten Jahrestag der Volkserhebung für die Unabhängigkeit 1810, markiert als politisches Symbol das Zentrum.

Eingesickert

In dieses Ensemble sickerten die „madres“ ein, erkennbar an den weißen Tüchern, die sie auf dem Kopf trugen. Sie sickerten ein, weil die Ausnahmezustandsgesetze der Junta jegliche Zusammenkunft von mehr als 3 Personen untersagten und die Manifestation der Frauen sich deshalb so organisierte, dass sie in wechselnden Kombinationen paarweise um den Obelisken wanderten.

Dieser Auftritt sollte sich beginnend mit dem 30. April über Jahre hinweg jeden Donnerstag wiederholen. Die aus Karton geschnittenen Silhouetten der „Verschwundenen“, die die Frauen bald mit sich führten, steigerte den Eindruck einer Gegen-Architektur zur Repräsentation der Macht, die sich von den zirkulierenden Körpern her entfaltete.

Die „Mütter der Plaza de Mayo“ durchbrachen erfolgreich die Pazifizierung des öffentlichen Raums unter der Diktatur. Es sollte allerdings bis zum Jahr 1995 dauern, bedingt durch die Amnestie, die für Verbrechen unter der Junta bei deren Rückzug ausgesprochen wurde, ehe durch das Schuldeingeständnis eines verantwortlichen Polizeioffiziers die Aufklärung über das Schicksal der Vermissten in Gang kam.

Kein heroischer Angriff

Die Aktionen der „madres“ waren kein heroischer letzter Angriff auf eine Zitadelle der Macht. Sie hatten Erfolg, meint die feministische Architekturkritikerin Susana Torre, weil sie zunächst von der Polizei und der Presse geradezu demonstrativ „übersehen“ wurden: „Als ältere Frauen waren sie sexuell nicht mehr begehrenswert, und als Arbeiterinnen nahmen sie einen unteren Rang ein. Dennoch verlangte ihr Status als Mütter konventionellen Respekt.“ Die daraus entspringende Unsicherheit der Behörden, wie sie zu behandeln waren, ermöglichte ihnen, den streng regulierten und überwachten Raum durch ihre Gesten und Zeichen zu besetzen und den leer gewordenen Repräsentationsraum zu repolitisieren.

Paris, 17. Oktober 1961

Nach Angriffen auf französische Polizisten durch militante Aktivisten der algerischen Antikolonialbewegung FLN hatte die Präfektur über die Algerier eine nächtliche Ausgangssperre in der Region Paris verhängt. Gegen diesen Willkürakt mobilisierte die algerische Gemeinschaft zu einer Großdemonstration auf den Pariser Boulevards, den städtischen Bühnen der konsumeristischen Selbstdarstellung des politisch entmachteten Pariser Bürgertums unter Napoleon III. Zwischen 30.000 und 40.000 Frauen, Kinder und Männer nehmen am 17. Oktober an der Demonstration teil – viele von ihnen tragen ihre Sonntagskleider, um die Franzosen und die internationale Öffentlichkeit auf ihre friedlichen Absichten einzustimmen.

Der berüchtigte Nazi-Kollaborateur und Kriegsverbrecher Maurice Papon, damals Chef der Pariser Polizei, hat die Spezialgruppen der CRS aber bereits im Vorfeld auf etwas anderes eingeschworen: Auch wenn die Demonstranten unbewaffnet kommen, sollten sie wie bewaffnete Aufständische behandelt werden. In „Kampfgruppen“ organisierte Polizeieinheiten stoppen die algerischen Demonstranten schon in den Vierteln, versperren den Zug durch die Boulevards, treiben die Menschen in Nebengassen zurück, wo sie von weiteren Einheiten bereits erwartet, in kleine Gruppen von zwei, drei Leuten zersplittert und mit Knüppeln niedergeschlagen werden.

In den Fluss geworfen

Bis zu 200 Tote und tausende Verletzte fordert das Ereignis, das den fernen Hintergrund von Michael Hanekes Film Caché bildet. Entlang der Seine werden die Toten und Sterbenden einfach in den Fluss geworfen. „Am einen Ende der Neuilly-Brücke Polizeitruppen, am anderen CRS, die beide langsam aufeinander zurücken“, hielt ein Bericht kritischer Polizeibeamter damals fest.

„Alle Algerier, die in dieser immensen Falle sitzen, werden niedergeschlagen und systematisch in die Seine geworfen. Zumindest an die hundert werden dieser ,Behandlung‘ ausgesetzt. Täglich kamen danach die Leichen der Opfer mit den Spuren der Schläge und Strangulierungen an die Wasseroberfläche.“ Man sieht sie von den Kaimauern aus, während die Pariser in den angrenzenden Cafés und Restaurants ihren Vergnügungen nachgehen.

Trotz seines offenkundigen Charakters wird das Massaker vom 17. Oktober 1961 in Paris bis zum Anfang der 90er-Jahre ignoriert, kollektiv totgeschwiegen.

Peking, 13. Mai 1989

Tausende von chinesischen Studenten ziehen auf den Platz des „Himmlischen Friedens“, den „Tian’anmen“-Platz, bis 1911 _Teil der unzugänglichen Kaiserresidenz und danach zentraler Gedächtnisort und Feierstätte der nationalrevolutionären und kommunistischen Regime.

400 treten in einen öffentlichen Hungerstreik für demokratische Reformen. Vorangegangen war die Travestie eines traditionellen politischen Rituals: die Studenten hatten sich zum Bestandteil der partei- und staatsoffiziellen Trauerfeiern um den 1987 abgesetzten Reformer und Generalsekretärs der KPCh Hu Yaobang gemacht – ein Akt, der ihnen nicht verwehrt werden konnte.

Während der offiziellen Feiern in der „Großen Halle“ am „Platz des himmlischen Friedens“ überbringen drei Vertreter der Studenten auf ihren Knien eine Petition an die Parteiführung. Sie weigern sich, mit untergeordneten Sprechern zu verhandeln. Danach wird der Platz immer wieder zum Ziel von Demonstrationen, die mit dem Hungerstreik in eine dauernde Besetzung mit zuletzt einer Million Menschen übergehen. Zuerst mit improvisierten Unterständen, dann mit Zelten, die von Sympathisanten aus Hongkong gesponsert werden, entsteht ein Lager mit Sanitätsstation, Versorgungsstation und einem Medienzentrum.

Rockmusiker spielen Solidaritätskonzerte. Während der Platz zum sinnfälligen Schauplatz der Herausforderung des KP-Regimes wird, finden die militanten Aktionen in seinem Vorfeld statt. Am 19. Mai löst der erste Versuch des Militärs, den Platz zu räumen, Volksaufstände in den umliegenden Straßen und Quartieren aus. Die Militärkonvois werden durch Barrikaden gestoppt, die Fahrzeuge demoliert.

Noch unter Schutz

Die Soldaten sind unbewaffnet, denn noch bewegen sich die Besetzer des Tian’amen-Platzes im Schutz der internationalen Medienöffentlichkeit, die dem gleichzeitigen Staatsbesuch Michail Gorbatschows gilt. Mit seiner Abreise werden aber die Satellitenverbindungen gekappt. Da die sanitären Zustände unerträglich werden und die Drohungen des Regimes schärfer, beginnen die Besetzer der ersten Stunde abzuziehen. Am 30. Mai wird bei einer Abschlussfeier die 12 Meter hohe „Göttin der Demokratie“, eine Styroporskultur, enthüllt. Sie steht direkt dem Porträt von Mao Ze Dong über dem Eingang zur Verbotenen Stadt gegenüber. Später hinzugestoßene Studenten hingegen weigern sich, den Platz zu verlassen, nicht zuletzt weil sie fürchten, ohne den Schutz der Öffentlichkeit des Platzes Repressionen ausgesetzt zu sein.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni stürmen dann die Armee und dei Polizei den Tian´amen-Platz. Wieder finden die gewalttätigen Auseinandersetzungen hauptsächlich in den Zufahrtsstraßen zum Platz statt. Diesesmal rückt die Armee mit Schusswaffen und Panzern an. Bis zu 3000 Zivilisten sollen nach Angaben von Amnesty International ums Leben gekommen sein. Offiziell wurden 49 nachfolgende Hinrichtungen bekannt gegeben. In die kollektive Erinnerung aber wird ein anderes Bild eingehen – das eines Studenten, der sich allein den vorrückenden Panzern entgegenstellt und sie mit der irritierenden Choreographie seines Körpers zum Stehen bringt.

Kurzfristiger Sieg

Silvio Berlusconi mag in Genua im Jahr 2001 einen kurzfristigen Sieg über die Antiglobalisten errungen haben. Aber bereits die präventive Militarisierung eines ganzen Stadtteils an der Schwelle zur Gentrifizierung, also zur Aufwertung des Wohnumfeldes, war auch das Eingeständnis, dass die Politik begonnen hat, den teuer sanierten öffentlichen Raum als eine prekäre Bühne zu behandeln. Im Zweifelsfalle verlässt man sich lieber auf die Zonierungstaktik der Polizei als auf das gemeinschaftsstiftende Potenzial der Kultur. Aber selbst der permanente Ausnahmezustand, den die argentinische Junta zum Schutz ihrer öffentlichen Repräsentationsräume eingerichtet hatte, konnte in letzter Instanz nicht verhindern, dass sich eine in extremem Maße machtlose Gruppe darin festsetzte und effektiver, als es eine „normale“ Protest-Kundgebung jemals vermocht hätte, den Skandal der diktatorischen Herrschaft ins Bewusstsein rief.

Was die Ereignisse am Tian’anmen-Platz betrifft: Man kann es auch so sehen, dass das kommunistische Parteiregime die Symbolmacht des Ortes völlig unterschätzt hatte. Es konnte in seiner Verblendung durch seiner eigenen Machtfülle die Ausweitung der kulturellen Legitimität, die sie der Besetzungsaktion der Studenten anfangs zugestehen musste, zur politischen Herausforderung nicht vordenken.

Doch was bedeuten die Ereignisse auf den Pariser Boulevards historisch gesehen? Genua, Buenos Aires und Peking haben starke Bilder geliefert, bei der die Medienöffentlichkeit schon vorab einkalkuliert worden war. Die Nähe zur einer Herrschaft des Spektakels, die Subversion der scheinbar festgelegten Bedeutung des Schauplatzes durch ortsunangemessene Zeichen, Reden und Aktionen ist offenkundig der typische Einsatz im Kampf um politische Wahrnehmung außerhalb der Institutionen geworden. Für die algerischen Demonstranten, die diese Vermittlung über die Medien nicht erreichen konnten, wurden die Straßen und Plätze zu einer tödlichen, in der französischen Öffentlichkeit über Jahrzehnte hinweg vollständig ignorierten Falle.

Es dauerte bis zum Jahr 2001, ehe am Pont Saint-Michel die erste offizielle Gedenktafel aufgestellt wurde. Unter diesem Gesichtspunkt gesehen, war das Algerier-Massaker in Paris die extreme Erfahrung davon, dass der öffentliche Raum und der Raum der öffentlichen Kommunikation nicht notwendiger Weise in eins fallen müssen, wie es das liberale Ideal sich einst erhofft hatte.

Es sind gerade diese Störfälle, die immer wieder eindringlich auf das Politische am öffentlichen Raum aufmerksam machen. Die offizielle „Politik des öffentlichen Raumes“ hingegen scheint gerade dieses Politische zu verfehlen. Die kontinuierliche Bespielung von öffentlicher Plätzen mit Festivals, die zentrale Rolle, die Kulturbauten zugemessen wird, die aufwändige Inszenierung von Atmosphäre bis hin zum Licht-Design, die Bezugnahme auf „urbane“ Elemente in neugebauten Vierteln sind von den Sicherheits- und Pazifizierungs-Szenarien, wie sie ein Kritiker wie der erwähnte Soziologe Mike Davis schildert, nicht völlig zu trennen.

Aber sie sprechen weiterhin von einem Potenzial. Was in der gegenwärtigen Debatte über den öffentlichen Raum fehlt, schreibt die ebenfalls zuvor genannte Kritikerin Susan Torre in ihrem Bericht über die „Mütter der Plaza Mayor“, ist das Bewusstsein des Verlustes der Macht der Architektur, Öffentlichkeit als eine lebendige, aktive und sich selbst bestimmende Gemeinschaft zu repräsentieren. Nicht die Orte machen die Menschen, sondern gerade umgekehrt. (DER STANDARD, ALBUM, 7./8.6.2008)