Foto: Volkskundemuseum
Eine Ausstellung über Körperflüssigkeiten zu machen, drängt sich auf den ersten Blick nicht unbedingt auf. Warum etwas ausstellen, das meistens verborgen werden soll? Warum sind "Blut, Schweiß und Tränen" so oft versteckte "Produkte" des Menschen, warum darf man nur in ganz speziellen Situationen öffentlich schwitzen oder weinen, müsste die Frage freilich lauten.

Antworten auf diese, aber auch zahlreiche Mythen und Fakten über jene Säfte, die den Betrieb des menschlichen Körpers gewährleisten, kann man im Grazer Volkskundemuseum in einer umfassend und zeitgemäß umgesetzten Ausstellung finden. Alte Volksmärchen und modernere Vampirgeschichten kommen ebenso vor wie Metaphern und Politpropaganda, die mit "blutschwitzenden" Arbeitern oder krokodilstränenweinenden Frauen operieren.

Dabei wird ein geschichtlicher und auch speziell kunsthistorischer Blick auf jene Ausnahmesituationen im Leben geworfen, in denen man die Säfte fließen lassen darf. Die Märtyrer-tradition im Christentum und der geschundene Leib Christi sowie das OrgienMysterien-Theater von Hermann Nitsch haben sich ja eingehend dem roten, sagenumwobensten dieser Säfte gewidmet.

Im Rahmenprogramm der Ausstellung kommt jetzt das salzige Wasser der Trauer dran: Am Dienstag geben Margot Oitzinger und Karlheinz Donauer in ihrem Programm Tränen lügen nicht Lieder, Chansons und Texte von Schubert und Goethe bis Klimek zum Besten. Einen Vorrat an Taschentüchern sollte man da schon dabeihaben! (cms / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8.6.2008)