Innsbruck - Der frühere AK-Präsident Fritz Dinkhauser hat den Anspruch auf das Amt des Landeshauptmannes angemeldet. Das Wahlergebnis zeige deutlich, dass die Volkspartei abgewählt sei. Er werde das Gespräch mit AAB-Chef Günther Platter und LHStv. Elisabeth Zanon suchen, um "ein Kabinett der besten Köpfe" zu bilden, sagte er am Sonntag zur APA.

Er sei seinen Wählern im Wort, betonte Dinkhauser. Er wolle mit Platter und Zanon "um wesentliche Positionen" verhandeln. Dinkhauser nannte dabei die Agrargemeinschaften oder die Energiefrage. Auch auf Ebene der Bürgermeister gebe es interessannte Persönlichkeiten. Eine "Mogelpackung" werde es nicht geben. Eine Zusammenarbeit mit VP-Parteichef Herwig van Staa oder Bauernbundchef Anton Steixner komme nicht in Frage. Seine Gruppierung sei der einzige Wahlsieger. Jetzt brauche es neue Signale und eine Abkehr vom Schubladendenken. Er wolle eine "völlig neue Politik für Tirol", sagte Dinkhauser.

Auch ÖVP will regieren

Der Tiroler VP-Chef, Landeshauptmann Herwig van Staa rechnet mit dem Auftrag seiner Partei zur Regierungsbildung. Das Wahlziel sei erreicht. Äußerungen von LHStv. Elisabeth Zanon, die den Führungsanspruch innerhalb der VP gestellt hatte, wollte Van Staa im APA-Gespräch "nicht kommentieren".

Es habe "herbe Verluste" gegeben, dies sei zur Kenntnis zu nehmen, betonte Van Staa. Das Ergebnis sei "ein Fingerzeig". Eine Regierungsbildung ohne Volkspartei sei unmöglich. Er werde Regierungsverhandlungen "zügig" führen, sagte Van Staa.

"Denkzettel"

Auch die Tiroler Volkspartei hat am Sonntagabend den Führungsanspruch gestellt. Unmittelbar nach Vorliegen der ersten ORF-Hochrechnung betonte Hauptgeschäftsführer Johannes Rauch, seine Partei sei doppelt so stark wie die zweite Gruppierung. Daher stehe ihr die Funktion zu.

Rauch sprach von einem "Denkzettel" für die VP. Es gebe aber keine Mehrheit für "Rot-Grün-Dinkhauser". Daher gebe es keine Landesregierung ohne Beteiligung der VP. Die Frage, ob Landeshauptmann Herwig van Staa weiter an der Spitze bleiben soll, wollte Rauch nicht beantworten. Dafür seien andere Gremien zuständig.

Es geht ohne die ÖVP nichts

Auch ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon hat den Anspruch seiner Partei auf den Sessel des Landeshauptmanns erhoben. "Es geht ohne die ÖVP nichts", sagte Missethon in der ORF-"ZiB" kurz nach Wahlschluss um 17.00 Uhr. Daher werde es auch wieder einen schwarzen Landeshauptmann geben, gab sich der Generalsekretär überzeugt. Das Entscheidende sei, "dass sich Rot-Grün-Dinkhauser" nicht ausgehe.

Auch Vizekanzler und ÖVP-Obmann Wilhelm Molterer zeigte sich überzeugt, dass Tirol auch in Zukunft von einem "starken ÖVP-Landeshauptmann" geführt werde. "Mit einem Vorsprung von mehr als 20 Prozent auf den Zweitplatzierten haben die Wähler der ÖVP den Auftrag erteilt, den Tiroler Weg fortzusetzen und das Land in den kommenden Jahren zu führen", so der ÖVP-Bundesparteiobmann. Es liege nun an der Tiroler Volkspartei, das erzielte Ergebnis zu bewerten und die nächsten Schritte zu setzen, um "den verantwortungsvollen Weg für die Menschen in Tirol" weiter zu gehen, so Molterer.

Kalina hat für "Macht-Reflex" der ÖVP kein Verständnis

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina hat sich indessen über den Anspruch der ÖVP auf den Landeshauptmannsessel verwundert gezeigt. In einer Aussendung sprach er von einem "Macht-Reflex" der ÖVP, für den er kein Verständnis habe. Die Tiroler ÖVP habe die Absolute verloren und eine historische Niederlage einstecken müssen, "doch anstatt Ursachenforschung zu betreiben und die Lehren zu ziehen, proklamiert die ÖVP, dass sie 'das Wahlziel erreicht hat'" und rufe reflexartig nach der Macht und dem Landeshauptmannsessel, so Kalina.

Als Ursachen für das schlechte Abschneiden sowohl der SPÖ als auch der ÖVP nannte Kalina zu 70 Prozent "landespolitische Gründe und das Tiroler Urgestein Dinkhauser", zu 30 Prozent seien bundespolitische Einflüsse ausschlaggebend gewesen. Konkret nannte er "die wichtigen, aber oft umstrittenen Reformen, die die Bundesregierung angeht". Auch die Proteste der Ärzteschaft gegen die Gesundheitsreform hätten sich auf SPÖ und ÖVP negativ ausgewirkt. (APA)