Am Mittwoch fuhr ich knapp vor Mitternacht mit unserem tschechischen Kinderwagen nach Hause. Der frischgeschlüpfte Wurm und seine Mama erholten sich noch nach ziemlich heftiger Geburt in der Klinik. Fast zwei Wochen war sein Auszug aus dem kuscheligen Luxusapartment in Frau Kugelbauch schon überfällig. Dann die Erfolgsmeldungen: "Timo has just left the building!" Mit Nachdruck. 4,6 Kilo Geburtsgewicht. Sieger, würde ich einen Babygewichtscontest auf der Säuglingsstation ausrufen.

Auf mir klebte trockener Schweiß, nach 50 Stunden Wachzeit war meine Wahrnehmung wie in Watte gepackt. Ich war trotzdem froh, bei dem Sauwetter nicht mit der Bim fahren zu müssen. Privilegierter Autoabhängiger. Ob mir's mein Sohn einmal danken wird, dass ich siebenmal zwischen Klinik und Wohnung hin- und herfuhr, um "Zeug" zu holen? Zugegeben, es war auch Unnötiges dabei wie eine "Scrabble"-Box. Aber Nachschub an Müsliriegel und Traubenzucker war äußerst notwendig.

Oder werden wir in 20 Jahren so einen Dialog führen: "Papa, du egozentrierter Klimasünder, warum seid ihr nicht mit der Solarstraßenbahn gefahren?" - "Naja, Bub, ich weiß nicht, ob ich sie genommen hätte, hätte es sie 2008 schon gegeben. Unser Tschechenauto war damals wie eine rollende Versorgungsstation - zuerst nur für die Mama, dann für dich auch. Der Liter Sprit kostete auch schon knapp 1,50 Euro. Ich weiß eh, gerade ein Viertel dessen, was er heute kostet. Aber du warst mir trotzdem sehr viel wert damals." (szem/DER STANDARD Printausgabe 06.06.2008)