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Nur etwa ein Drittel des vorhanden Öls sei derzeit technisch förderbar. Wichtig sei es, die Abschottung nationaler Märkte zu durchbrechen, denn in diesen würden sich derzeit rund drei Viertel des Öls befinden.

Foto: AP/Jamali
Wien - Nach dem heftigen Preisanstieg über das Wochenende verharrte der Ölpreis am Montag fast auf Rekordniveau. Und nun zieht auch noch der Gaspreis nach. Der Wiener Energieexperte Johannes Benigni von JBC Energy hält noch heuer einen Anstieg der Gaskosten von bis zu 30 Prozent für möglich. Beim Öl erwartet er sich einen Rückgang auf bis zu 100 Dollar das Fass (159 Liter), wobei insbesondere die weitere Entwicklung im Iran und die in gut einem Monat beginnende Hurrikansaison in den USA entscheidend wären. Ein Analyst von Morgan Stanley meinte heute hingegen, er erwarteten bis Juli einen Preis von 150 Dollar.

Dass die Autofahrer auf Rekordniveau bluten, ist laut Benigni auch die Folge einer falschen europäischen Politik. Durch die steuerliche Begünstigung des Diesel sei der Bedarf am alten Kontinent überproportional hoch, während in den USA hauptsächlich auf Normalbenzin gesetzt werde. In den Vereinigten Staaten gehe aber der Benzinverbrauch bereits zurück, was nun zu einem Engpass bei Diesel in Europa führe. Denn aus einem Liter Öl kann nur eine bestimmte Menge Diesel und ein bestimmter Anteil Benzin gewonnen werden. Wird weniger Benzin raffiniert, fällt automatisch auch weniger Diesel an.

Preistreiber Agrotreibstoffe

Ein weiterer Preistreiber seien die Agrotreibstoffe und hier insbesondere Biodiesel aus Raps. "Die Beimischung von Ethanol und Biodiesel kostet den Konsumenten viel Geld, auch wenn diese es noch nicht so bemerkt haben", so Benigni. So koste Biodiesel ein Drittel mehr als normaler Diesel. Österreich gehört in Europa zu den Ländern mit dem höchsten Agrospritanteil, im heurigen Oktober soll der Beimischungsgrad nochmals erhöht werden: 5,75 Prozent des Gesamttreibstoff-Verbrauchs sollen dann vom Acker kommen. EU-weit soll dieser Wert erst 2010 erreicht werden. Die Arbeiterkammer hat die heutige Aussage von Benigni zum Anlass genommen, um einmal mehr ein Überdenken der Beigabe von Agrotreibstoffen zu fordern.

Als weniger preistreibend wie von der Politik beschrieben sieht Benigni die Öl-Spekulanten. Allerdings müsse man die Preiserhöhungen der beiden vergangenen Tage genau unter die Lupe nehmen. Diese seien nämlich nicht nachvollziehbar und würden auf Insiderhandel einer großen internationalen Bank hinweisen, so Benigni am Montag vor Journalisten. "Der Preissprung hat nichts mit dem derzeitigen Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu tun", sagte auch die Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes in Hamburg, Barbara Meyer-Bukow, der Nachrichtenagentur AP. Öl sei schließlich genug vorhanden.

Diese Meinung teilt auch Benigni. Nur etwa ein Drittel des vorhanden Öls sei derzeit technisch förderbar. Wichtig sei es, die Abschottung nationaler Märkte zu durchbrechen, denn in diesen würden sich derzeit rund drei Viertel des Öls befinden. Länder wie Russland wüssten allerdings: Je mehr Öl verkauft wird, desto stärker sinkt die Spanne - und darum sitzen sie lieber auf dem "Goldschatz", so Benigni. Dazu passend kamen heute die Quartalszahlen von Russlands größtem Ölkonzern Rosneft. Er verdiente im 1. Quartal 2,56 Mrd. Dollar (1,64 Mrd. Euro) und damit gut siebenmal mehr als noch vor einem Jahr.

Heizen mit Gas wird teurer

Ein Schatz, der auch das Heizen mit Gas immer teurer macht. Der parlamentarische Staatssekretär im deutschen Umweltministerium, Michael Müller, warnte heute gar vor einem Preisschub von insgesamt bis zu 65 Prozent noch in diesem Jahr. Die erste Welle werde wahrscheinlich mit einer Preiserhöhung um 25 Prozent im Sommer auf die Verbraucher zurollen, die zweite mit bis zu 40 Prozent im Herbst. Benigni geht in Österreich von plus 30 Prozent aus.

Der Ölpreis ist traditionell auch die Leitwährung für den Erdgaspreis. Die so genannte Ölpreisbindung ist seit den 1960er Jahren eine internationale Branchenvereinbarung. Danach orientiert sich der Gaspreis aus Wettbewerbsgründen an der Preisentwicklung der wichtigsten Konkurrenzenergie, des Erdöls. Die Ölpreisbindung wirkt in beide Richtungen. Sie verhindert nach Darstellung der Branche nämlich auch, dass Produzenten bei sinkenden Ölpreisen ihre Marktmacht ausspielen und die Gaspreise hoch halten. (APA)