Foto: Martin Putrschögl
Wien - Die Umsatzerwartungen in manchen Bereichen des Areals liegen laut befragten Wirten um bis zu 90 Prozent hinter den Erwartungen zurück. Vor allem der Stadt Wien werden Vorwürfe gemacht. Die enttäuschten Standler drohen deshalb sogar mit Streik und haben eine Unterschriftenaktion gestartet, die bereits von zwei Dritteln der Standpächter unterzeichnet worden sein soll.

Die Organisatoren haben am Dienstag auf die Kritik reagiert: Zusätzliche LED-Screens sollen kommen, ein zusätzlicher Eingang wurde geschaffen, und den Wirten wurde erlaubt, die Getränkepreise bis 14 Uhr um einen Euro zu senken - was diese allerdings prompt ablehnten.

Die EURO-Sprecherin der Stadt Wien, Anja Richter, glaubt, dass am Schluss alle zufrieden sein werden. Zur Kritik über zu teures Bier sagte sie: Da spielt auch die Überlegung eine Rolle, dass dann weniger getrunken wird und es zu weniger Raufereien und Ausschreitungen kommt.

Reduktion der Standmieten

Eine Unterschriftenliste gebe es seit Dienstag, so die Wirte. Bereits die Hälfte der Stände hätten unterschrieben. Gefordert werde darin eine Reduktion der Standmieten um 50 Prozent. Der Grund für die Forderungen sei das fehlende Rahmenprogramm, das im Vorfeld versprochen worden sei. Erreichen wolle man auch günstigere Einkaufskonditionen. Man rechne damit, dass die Zahl der Unterschriften noch weiter zunehmen werde. Einige Wirte hätten seit Dienstag einfach noch nicht erreicht werden können.

"Wir lassen uns nicht erpressen"

Bei der Gastronomieleitung der Partymeile wisse man davon nichts: "Diese Forderung betrifft nur einzelne Stände", so der zuständige Generalgastronom Christian Chytil. "Wir lassen uns nicht erpressen." Man kenne die Forderung von rund zehn Wirten, die sich an die Vereinbarungen teilweise nicht gehalten hätten. Es gebe acht seit Dienstag bekannte "Problemfälle", Wirte in einer "unglücklichen Lage". Man arbeite an einer Lösung. Grundsätzlich hätten die Wirte einen Vertrag unterschrieben, die Bedingungen und das wirtschaftliche Risiko seien ihnen bekannt gewesen.

Chytil: "Was hätte ich getan, wenn es 23 Tage geregnet hätte?" Das mediale Echo für Standmieten-Reduktionen auszunutzen, sei traurig. Die Standmiete auf der Fanzone beträgt zwischen 12.000 Euro für die Gastrostände bis hin zu 40.000 Euro für Getränkestände in guter Lage.

Getränke um einen Euro billiger

Zwischen 9.00 und 14.00 Uhr sollten Getränke künftig um einen Euro günstiger ausgeschenkt werden, schlugen die Betreiber vor. Doch die Wirte lehnten ab: Sie fürchten um ihre Gewinnspanne.

"Es gab ein Nein von 99 Prozent", berichtete Chytil-Sprecherin Karin Rifaat. Somit bleiben die Preise für ein Bier bei 4,50 Euro, für Softdrinks bei 3,50 Euro und bei Mineralwasser für 3 Euro.

Preise wegen enormer Investitionen

"Ich halte die Preise nicht für zu hoch", erklärte der Tourismus- und Gastronomiesprecher in Wien, Josef Bitzinger im Ö1-Mittagsjournal. Bitzinger betreibt in der Fanzone selbst einen Stand. Immerhin seien zur Errichtung der Fanzone und der Großbildleinwände enorme Investitionen nötig gewesen.

Anwälte eingeschaltet

Besonders hart sind jedoch jene Wirte betroffen, die im "toten Winkel" der Fanzone liegen. Als Konsequenz haben die Standler in der Grillparzerstraße nahe der Universität am Montag ihre Anwälte wegen Vertragsbruch vonseiten der Veranstalter eingeschaltet. So seien ihre Stände weder auf dem offiziellen Plan der Fanzone eingezeichnet, noch würden die Besucher in ihr Gebiet umgeleitet. Selbst die Security wisse nichts von der Grillparzerstraße, haben die Standler im Selbstversuch herausgefunden. Wegweiser habe man selbst drucken lassen. Auch dieser Kritik begegnete die Fanzonen-Organisation am Dienstag: Im Bereich Grillparzerstraße wurde ein neuer Eingang geöffnet.

Personal abgebaut

Zu den guten Lage zählt vor allem der Rathausplatz, aber auch hier herrscht nicht eitel Sonnenschein bei den Standlern. Laut Gastronom Helmut Aumayr habe man schon Personal untertags abgebaut und werde dies fortsetzen. Eine Forderung der Gastronomen ist die Öffnung der Fanzone ohne Sicherheitskontrollen bis 15.00 Uhr. Ebenso sollte das Aufstellen von Tischen und Bänken bis zu dieser Uhrzeit erlaubt sein. Um die Stimmung zu beleben, müsse man überdies ein Rahmenprogramm organisieren.

Salzburger Wirte zufrieden

Im Gegensatz zu ihren Kollegen in Wien, Klagenfurt und Innsbruck sind die Salzburger Wirte mit dem bisherigen Geschäftsverlauf während der EURO 2008 durchwegs zufrieden, wie der Generalkonzessionär der 24 Stände in der Fanzone, Josef Voithofer, sagte. (APA)