Unterm Strich bauen Österreichs Landwirte Jahr für Jahr auf 20.000 Hektar Getreide an, das letztlich im Abfall endet, rechnet Peter Lechner von der Wiener Universität für Bodenkultur vor. Mit dem weggeworfenen Brot verpuffe ebenso viel CO2, wie jährlich 30.000 Pkws erzeugten. "Ein Viertel der Produkte wird nicht gegessen." Diese Überproduktion gehöre hinterfragt, meint Lechner, doch der Bevölkerung fehle es an Problembewusstsein. Fraglich sei zudem, wie es sich kleine Bäcker auf Dauer leisten könnten, ihre Waren den Supermärkten auf Kommission zu liefern, die oft nur als Dekoration der Vitrine dienten.
Aufklärung
Gelinge es, den Anteil des Altbrots innerhalb von drei Jahren zu halbieren, werde die Verteuerung des Brotes gestoppt, sagt Günther Behringer, Präsident der deutschen Bäckervereinigung, dem STANDARD. Der Konsument gehöre darüber aufgeklärt, "dass es nicht bis 18 Uhr volle Regale geben kann". Vor allem aber liege es an Handel und Produzenten, Lösungen für das Problem der Überschussproduktion zu finden. "Dafür brauchen wir endlich belastbare Daten und Ökobilanzen", fordert Lechner. Ohne die ließen sich die Verantwortlichen nicht an einen Tisch bekommen. Harte Fakten könnten Brotrecycler liefern: Die Assmann-Mühlen etwa verarbeiten täglich 300 Tonnen Altbrot zu Brösel für Tierfutter.
Sortiment-Vielfalt
Grund für das Überangebot an Brot ist das immer breitere Sortiment, die steigende Zahl an Verkaufsstellen und längere Ladenöffnung. Wer das Angebot verknappt, riskiert Nachteile auf dem umkämpften Markt, so der Tenor. Schuld habe auch die Anstrengung des Handels, Personalkosten niedrig zu halten. Denn Lebensmittel zu sortieren sei teurer, als sie zu entsorgen. Für Konsumenten könnte sich Augenmaß beim Einkauf in jedem Fall rentieren. Im Durchschnitt werfe jeder Haushalt jährlich Brot im Wert von mehreren hundert Euro weg, konstatiert Lechner.
Für die Linzer Bäckereikette Ring war der steigende Retouranteil aus den Supermärkten ein Grund, um Lieferungen an Rewe und Spar einzustellen. Sie wolle aber nicht dem Handel die Schuld geben, sagt Ring-Chefin Christine Schirl. Es liege ebenso an den Bäckern und Kunden, das Problem in den Griff zu bekommen.