Wien – Anlass für die handgreiflichen Auseinandersetzungen im "Stadl" in der Wiener Liechtensteinstraße war der Parteiaustritt der damaligen Justizministerin Karin Gastinger wenige Tage vor der Nationalratswahl am 1. Oktober 2006. Nach dem Wahlabend befanden sich in der Nacht zum 2. Oktober ehemalige Gastinger-Mitarbeiter im "Stadl", das für diese Gruppe extra aufgesperrt hatte. Zu späterer Stunde kam dann auch BZÖ-Chef Peter Westenthaler ins Lokal – begleitet wurde er unter anderem von seiner Frau und zwei Bodyguards.

Zunächst sprach Westenthaler den ehemaligen Gastinger-Pressesprecher Christoph Pöchinger an, dann ging er an die Bar. Was dann passierte, wurde bereits im März 2007 bei einem ersten Prozess erörtert: Westenthalers ehemaliger Leibwächter Siegfried Kobal wurde dabei wegen Körperverletzung zu vier Monaten bedingter Haft verurteilt. Er hatte Pöchinger nach der Unterredung mit Westenthaler aus dem Lokal gezerrt. Im Vorraum des Lokals habe er dann noch auf den liegenden Pöchinger eingetreten. Gleichzeitig soll die Türe zum Lokal zugehalten worden sein, damit niemand Pöchinger zu Hilfe kommen kann. Danach verlagerte sich das Geschehen vor das Lokal auf die Straße.

Nach Prozessende erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Westenthaler und seinen Pressesprecher Lukas Brucker wegen falscher Zeugenaussage. Beide hatten im Verfahren als Zeugen ausgesagt, dass sie weder einen Tumult noch Handgreiflichkeiten mitbekommen hätten. Dem widersprachen aber andere Zeugenaussagen.

Später und auch im Prozess gegen Westenthaler belastete der ehemalige Bodyguard Kobal den BZÖ-Chef schwer. Jener habe ihn doch aufgefordert: "Schmeißt’s den Pöchinger raus." (frei/DER STANDARD Printausgabe, 12. Juni 2008)