Das Problem ist ein altbekanntes: Es gibt nicht genug Organspender, also warten auch in den USA rund 17.000 Lebergeschädigte auf eine Transplantation - tausende davon vergeblich. Umso empörter reagierte die Öffentlichkeit auf eine Reportage der Los Angeles Times. Die Story: Tadamasa Goto, ein skrupelloser Boss der Goto-gumi-Gang in Japan, brauchte dringend eine neue Leber. Die erhielt er im prestigeträchtigen Krankenhaus der University of California in Los Angeles. Durchgeführt wurde die Operation von Ronald Busuttil. Der ehemalige Vorsitzende der Amerikanischen Gesellschaft für Transplantationschirurgie flog eigens mehrmals nach Japan, um den 65-jährigen Goto vor und nach dem Eingriff zu untersuchen.

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All dies hätte keine großartige Story abgegeben, wären da nicht ein paar Details, die nun ein paar Fragen aufwerfen. Denn nach der Operation zeigte sich Goto, der sich gerade zwei Monate lang in den USA aufhielt, so dankbar, dass er 100.000 Dollar an das Krankenhaus überwies. Zudem empfahl er die Klinik drei Kollegen aus seinem Umkreis; die erhielten ebenfalls neue Organe und stellten auch großzügig Schecks aus.

Visum für Informationen ans FBI

Der größere Skandal jedoch, sagen viele Kommentatoren, war die Tatsache, dass Goto damals als Krimineller auf der schwarzen Liste der US-Einwanderungsbehörde stand und weiterhin steht. Erst das Versprechen, dem FBI Informationen über die Aktivitäten japanischer Yakuzas in den USA zu liefern, ermöglichte das Visum. Yakuzas heißen in Japan mafiagleiche Organisationen, die mit Drogenhandel, Waffenschmuggel, Pornografie und Erpressung ihr Geld machen.

Was die Information für die Kriminalpolizei betrifft, so glaubt Jim Stern, ein pensionierter Mitarbeiter der Asien-Abteilung beim FBI, nicht, dass allzu viel dabei herüberkam. "Goto flog in die USA, bekam seine Leber und lachte sich auf dem Rückflug ins Fäustchen."

Aktivitäten der Yakuzas in den USA

James Moynihan, der Mann, der den Deal mit Goto einfädelte, verteidigt heute die Entscheidung so: "Man kann die Aktivitäten der Yakuzas in den USA schwerlich beobachten, wenn man nicht weiß, wer sie sind. Goto gab uns nur einen Bruchteil dessen, was er versprochen hatte, aber es war besser als gar nichts."

Die Leitung der Klinik wiederum betont, dass es "keinen Grund gegeben hat, die Herkunft der Spende in Zweifel" zu ziehen. Heute ziert sogar eine Plakette den siebten Stock der Chirurgie mit der Aufschrift "In Dankbarkeit gegenüber dem Goto Research Fund". (Rita Neubauer aus Palo Alto/ DER STANDARD Printausgabe 12.6.2008)