Teamchef Roberto Donadoni, der zuletzt gar nicht wie Don Adoni wirkte, steht gehörig unter Druck, die italienischen Zeitungen haben schon damit begonnen, Scheiterhaufen zu errichten. Da mag der Bayern-Legionär Luca Toni noch so beispringen: „Wir haben eine Schlacht verloren, aber noch lange nicht den Krieg.“
Genau das aber haben die Rumänen vor, die gegen Vizeweltmeister Frankreich ihre defensiven Qualitäten gezeigt haben. Etwas, auf das Trainer Victor Piturca ja ganz besonderen Wert legt, immerhin sind zehn der 23 EURO-Rumänen Verteidiger. „Die Burschen“, lobt Piturca, „sind fantastisch organisiert und vom taktischen Standpunkt aus gesehen herausragend.“
Sein Kapitän, Cristian Chivu, verspricht also in wohlüberlegten Worten den Italienern einen ganz besonderen Abend am Zürcher Letzigrund: „Wir werden den Italienern das Leben zur Hölle machen.“ Dabei sei bloß ein Umstand zu berücksichtigen: „Italien ist Weltmeister. Sie haben ein Spiel verloren, aber deshalb kann man nicht sagen, dass sie jetzt eine schlechte Mannschaft sind.“
Hollywood sei also nicht wirklich drin. Chivu: „Natürlich wollen wir uns mehr Chancen erarbeiten. Aber wir haben einen Plan. Und das Hauptaugenmerk liegt darauf, nicht zu verlieren. Wir müssen vorsichtig sein.“
Der Umstand, dass Italien der regierende Weltmeister ist, bleibt auch im italienischen Quartier nicht unberücksichtigt. Luca Toni, der sich gegen die Niederländer nicht so sehr in den Vordergrund spielte, kündigt also an: „Wir sind immer noch Weltmeister und werden das auch demonstrieren.“
Wie Roberto Donadoni das anlegen wird, ist jenes Rätsel, an dem italienische Journalisten unentwegt herumkauen. Den Barcelonastar Gianluca Zambrotta lässt dies aber ohnehin kalt. Es gelte nämlich schlicht, Prioritäten zu setzen: „Für uns gilt nun das klassische Alles oder Nichts. Das einzige Ergebnis, das uns interessiert, ist der Sieg. Alles andere kann man vergessen. Auch das System. Bei Barcelona spielen wir schließlich auch 4-4-2 oder 4-3-3.“ Zwei gegen die Niederlande eingetauschte Spieler sind, so jedenfalls hört man, für die Startformation im Gespräch. Alessandro Del Piero – dass muss sich einer schon auf der Zunge zergehen lassen: ein Del Piero auf der Bank! – und Fabio Grosso. Das jedenfalls fordert Andrea Pirlo: „Grosso und Del Piero hätten früher eingesetzt werden müssen.”
Gegen solche Zurufe hat sich Donadoni bisher immer verwahrt. So hat er sich nicht nur den Ruf eines Sturschädels erarbeitet, sondern mittlerweile auch den eines Unbelehrbaren: „Er hat noch nicht begriffen, was er angerichtet hat“, meinte der Corriere dello Sport. Ferrari-Boss Luca di Montezemolo, der 1990 der Chef des WM-Organisationskomitees war, ist solche Sprache noch zu lau: „Ich hoffe, dass die Medien die Spieler richtig mies behandeln, damit sie unter Druck stehen. Unter Druck haben sie immer die besten Leistungen gebracht.“ Montezemolos Wunsch gilt in Italien zuweilen durchaus als Befehl. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 13. Juni 2008, APA, wei)
Mögliche Aufstellungen - Gruppe C:
Rumänien: 1 Lobont - 2 Contra, 15 Goian, 4 Tamas, 22 Radu - 5 Chivu, 8 Codrea, 6 Radoi, 21 D. Niculae - 10 Mutu, 16 Nicolita
Ersatz: 12 Popa, 23 Stanciou - 3 Rat, 11 Cocis, 20 Dica, 18 M.
Niculae, 7 Petre, 13 Sapunaru, 14 Ghionea, 17 Moti, 19 Cristea
Es fehlt: Marica (rekonvaleszent nach Kopfverletzung)
Italien: 1 Buffon - 19 Zambrotta, 2 Panucci/4 Chiellini, 6 Barzagli/23 Materazzi, 3 Grosso - 8 Gattuso/10 De Rossi, 12 Ambrosini, 21 Pirlo - 16 Camoranesi, 9 Toni, 7 Del Piero/11 Di Natale
Ersatz: 14 Amelia, 17 De Sanctis - 5 Gamberini, 20 Perrotta, 22
Aquilani, 18 Cassano, 15 Quagliarella, 12 Boriello
Keine Ausfälle