Wien/Istanbul - Der österreichische Verbund hat es im Rennen um die Übernahme der türkischen Stromversorger Sedas und Bedas mit respektablen Gegnern zu tun. Um die beiden staatlichen Versorger, die zusammen 4,2 Millionen Kunden mit 18 TWh Strom pro Jahr beliefern, bewerben sich unter anderem auch der mehrheitlich staatliche tschechische Energieriese CEZ und die türkische Dogan Holding, die gemeinsam mit der OMV die Tankstellen-Kette Petrol Ofisi betreibt.

Der Verbund hat, wie berichtet, am 10. Juni im Konsortium mit der türkischen Sabanci Holding und dem gemeinsamen Joint Venture Enerjisa verbindliche Übernahmeangebote für die Stromversorger Bedas (Baskent Elektrik Dagitim AS) und Sedas (Sakarya Elektrik Dagitim AS) gelegt. Wann die Entscheidung über den Zuschlag fallen wird, ist entgegen ersten Informationen vorerst noch nicht bekannt.

Bedas versorgt rund 2,9 Millionen Kunden in der Region Ankara mit 10 TWh Strom pro Jahr. Der Wert des Unternehmens wird von Brancheninsidern auf 970 Mio. Euro geschätzt. Um Bedas bewerben sich neben dem Verbund-Konsortium auch eine Bietergruppe um die CEZ (gemeinsam mit der türkischen Akenerji und deren Muttergesellschaft Akkok), ein von der Dogan Holding angeführtes Konsortium sowie drei weitere türkische Bietergruppen.

1,3 Millionen Kunden

Sedas beliefert in der Nachbarprovinz Sakarya etwa 1,3 Millionen Kunden mit knapp 8 TWh Strom pro Jahr. Das Unternehmen erwirtschaftet mit rund 340 Mitarbeitern und einen Jahresumsatz von 350 Mio. Euro. Auch um Sedas bewerben sich fünf Bieter - darunter Verbund, CEZ und Dogan.

Die Türkei ist mit ihren mehr als 70 Millionen Einwohnern ein ähnlich großer Markt wie ganz Zentraleuropa. Der Stromverbrauch wächst dort jährlich um 8 bis 9 Prozent, während er in Europa um 2 bis 3 Prozent pro Jahr zunimmt. Laut einer Analyse der CEZ benötigt die Türkei bis 2020 rund 50.000 MW an zusätzlicher Produktionskapazität, um ihren rasch wachsenden Strombedarf zu decken.

Die Partner Sabanci und Verbund streben bis 2015 einen Anteil von mindestens 10 Prozent am türkischen Elektrizitätsmarkt - und damit die Marktführerschaft - an. Das Zielportfolio der Enerjisa sieht für 2015 eine installierte Anlagenleistung von 5.000 MW vor.