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Hans Krankl, Siegfried Meryn und Erwin Buchinger (von links nach rechts)

Foto: REUTERS/Herwig Prammer

Es gibt wohl keinen besseren Termin als die Europameisterschaft, um zu zeigen, dass es um die männliche Gesundheit schlecht bestellt ist: Das Bier fließt, die Beine sind auch bei Sonnenschein am Sofa hoch gelagert und die Aufmerksamkeit schwankt zwischen Kühlschrank und Bildschirm hin und her. Das Unbild eines Mannes, allerdings nur für drei Wochen, dann hat Mann der Alltag wieder.

Männer fühlen sich gesünder als sie sind

Doch auch den Rest des Jahres haben Männer wenig für Gesundheit über. Die Zahlen sind bekannt: Männer sterben früher, gehen seltener zum Arzt und halten nichts von Vorsorgeuntersuchungen. "Heute will ich mich besuchen, hoffentlich bin ich daheim", zitiert Siegfried Meryn, der Leiter der International Society for Men´s Health treffend Karl Valentin. Damit unterstreicht er ein kleines aber wesentliches Detail des Männergesundheitsberichtes: Trotz gegenteiliger Zahlen sind Männer davon überzeugt, gesünder zu sein als Frauen.

Drei von vier Männern übergewichtig

Die Schwäche des männlichen Geschlechts, so der einfache Schluss, könnte darin liegen, sich zu stark zu glauben. Bereits heute sind drei von vier Männern über 40 übergewichtig und dreimal so viele junge Burschen bringen sich um wie Mädchen. Grund genug für Medizin und Politik sich öffentlich dem "Sorgenkind Mann" anzunehmen und aktiv zu werden. "Ein Indianer kennt keinen Schmerz", bringt Sozialminister Buchinger das Gesundheitsbewusstsein des Mannes auf den Punkt.

Der überzeichnete Glaube an die ureigene Kraft soll jetzt durch Tatsachen zu Recht gerückt werden. Konferenzen sollen einberufen und arbeitsmedizinische Schwerpunkte gesetzt werden. Besonders bei Kindern und Jugendlichen soll ein Umdenken bewirkt werden. Die Frage ist nur: wie?

"Ich kann gar nicht zum Arzt"

"Ich kann gar nicht zum Arzt", zitiert Siegfried Meryn aus der Praxis, "der hat nach der Arbeit schon längst zu." Er fordert deshalb flexible Öffnungszeiten von Arztpraxen, mehr Sport an den Schulen und betriebliche Gesundheitsförderungen, denn: "Übergewicht und Rauchen sind die zwei Epidemien des Jahrhunderts". Hans Krankl findet, dass die Bewegung viel zu kurz käme. "Ich sehe das auch bei mir in der Familie, die Turnstunden sind die ersten, die gestrichen werden." Kein Wunder also wenn bereits jedes dritte Kind übergewichtig sei.

Obst essen und Wasser trinken

Drei Männer im Diskurs zur Männergesundheit am Tag des Spiels Österreich gegen Polen. Alle drei sind beim Match dabei. "Ich werde heute Abend Obst essen", sagt der Herr Minister und will Vorbild sein. Obwohl Obst am Abend laut Ernährungsexperten noch nie gesund war. "Ich kann nicht glauben, dass der nur Obst isst", kontert Krankl, der während des Spiels allerdings angeblich als ORF Kommentator nur Wasser trinkt.

Der Mediziner Meryn hingegen lässt es gleich mit den persönlichen Zugeständnissen und hebt den Zeigefinger: Man solle nicht vergessen, dass Fußball nur ein Spiel ist: "Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Herzinfarkte beim Elferschießen steigen. Diese Untersuchungen gibt es - nicht erst seit der EM" (nia)