Andreas Nather
Gynäkologe und Geburtshelfer mit Hypnoseausbildung

Es gibt zwei unterschiedliche Dinge, die ich beim Aufwachen sehe. Entweder viel Licht - ich schlafe in einem weißen Schlafzimmer unter einer Lichtkuppel. Aber weil sich Kinder oft dazu entscheiden, in der Nacht zur Welt zu kommen, läutet mein Handy oft mitten in der Nacht - und dann sehe ich eben das Display. Aber mit dem Aufwachen aus der Hypnose kann man beides nicht vergleichen. Hypnose kommt zwar vom griechischen Hypnos - dem Schlaf -, ist aber ein anderer Bewusstseinszustand.

Foto: Aleksandra Pawloff

Am ehesten vergleichbar mit dem Ins-Narrenkastel-Schauen. Und das Aufwachen funktioniert so, dass der Hypnotiseur vorher mit dem Patienten ausmacht, dass er von zehn runterzählt und man Schritt für Schritt zurückkommt. Welches Aufwachen angenehmer ist? Meistens das aus der Hypnose - denn wenn ich daheim unter meiner Lichtkuppel aufwache, ist es meistens so, dass ich mir denk: Jetzt würde ich gerne noch zwei Stunden weiterschlafen - aber aus der Hypnose kommt man da in der Regel in ein sehr erholtes und erfrischtes Wachsein.

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Josef Zeitlhofer
Schlafforscher

Ich kann nicht sagen, was ich beim Aufwachen als Erstes sehe - ich höre zuerst. Beim Aufwachen ist bei vielen Menschen das Hören zuerst da. Erst danach kommt das Licht - auch die Ergebnisse unserer Forschung bestätigen das. Man kann Geräusche im Schlaf selektieren: Der Kopf unterscheidet, was relevant und was weniger wichtig ist. Das geläufigste Beispiel dafür ist ein Paar mit einem Säugling: Die Mutter sagt in der Früh, dass sie ständig aufgeweckt worden ist - der Vater hatte eine ruhige Nacht. Er hat das Kind trotzdem gehört.

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Streng genommen stimmt es nicht, wenn jemand sagt, er habe durchgeschlafen: Auch gute Schläfer wachen bis zu 20-mal auf. Aber so kurz, dass sie sich am Morgen nicht erinnern können. Schlechte Schläfer sind länger wach, schauen auf den Wecker und haben dann das Gefühl, kein Auge zugetan zu haben - obwohl sie dazwischen geschlafen haben. Es gibt - vereinfacht gesagt - drei Formen des Aufwachens: das spontane Aufwachen, weil das Schlafbedürfnis gestillt ist. Dann das Aufwachen durch Fremdeinwirkung - etwa einen Wecker. Und dann kann man sich selbst den Auftrag geben, rechtzeitig aufzuwachen. Das funktioniert bei den meisten Menschen erstaunlich gut. Bei mir übrigens auch.

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Bernadette Markowitsch
Sozialpädagogin Sacré Coeur Pressbaum

Wenn ich im Internat aufwache, fällt mein Blick auf den Radiowecker. Und ich denke mir: "Leider." Ich bin Langschläferin - aber wenn man in einem Internat Aufsicht hat, schläft man immer mit einem halbwachen Ohr und einem zu einem Viertel offenen Auge: Das ist wie bei einer Versicherung - solange man sie hat, passiert ja auch nichts. Obwohl nicht viel Trubel ist: Ein Internat ist kein Schulskikurs. Es ist für die Mädchen nichts Besonderes, hier zu schlafen - am Schulskikurs ist das anders.

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Ich bin seit zwei Jahren in Pressbaum. Davor war ich bei den Wiener Sängerknaben. Da gibt es deutliche Unterschiede zwischen Mädchen und Buben. Aber die Burschen waren 10 bis 14 Jahre, die Mädchen gehen in die Oberstufe. Bei Buben geht es turbulenter zu, junge Damen sind da pflegeleichter. Den Radiowecker brauche ich eigentlich nur zur Kontrolle: Ich wache von selbst auf, meistens um halb sieben. Dann schaue ich immer wieder zum Wecker - und hoffe, dass die Zeit bis sieben langsamer vergeht als sonst.

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Boris Eis
Erfinder des Schlafphasenweckers "Axbo"

Das Erste, was ich beim Aufwachen sehe, ist mein Wecker. Ich will ja wissen, wie spät es ist. Bei normalen Weckern weiß man das ja - aber beim Schlafphasenwecker ist das ein Zeitfenster: Man wird rechtzeitig, aber nach dem Schlafrhythmus zum optimalen Zeitpunkt geweckt. Da weiß ich nicht sofort, wie spät es auf die Minute genau ist. Ich weiß mittlerweile ziemlich viel über mein eigenes Schlafverhalten. Das war eine Folge und Begleiterscheinung der Recherchen, als wir unseren Wecker entwickelten:

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Ich komme mit sechs Stunden Schlaf aus. Aber siebeneinhalb sind auch okay. Das liegt daran, dass mein Schlafzyklus 84 Minuten dauert - und damit habe ich großes Glück. Es gibt Menschen, deren Zyklus dauert 100 Minuten - sie brauchen also mehr Zeit, um die gleiche Anzahl von Schlafzyklen zu erreichen. Für die Qualität des Schlafes ist nicht primär die Schlafdauer, sondern die Zahl der Schlafzyklen ausschlaggebend. Und dass man in diesen Zyklen zum richtigen Zeitpunkt geweckt wird. Viele wissen das nicht - und sind verwundert, wenn sie nicht ausgeschlafen sind, wenn der Wecker läutet.

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Tanja Kocher
Schlafwagen-Stewardess

Als Schlafwagenstewardess darf man in der Nacht nicht schlafen. Das fällt mir manchmal schwer, aber man lernt, den Rhythmus umzustellen. Deshalb schlafe ich viel bei Tag. Wenn ich in einem Hotel aufwache, ist das Erste, was ich sehe, der Fernsehapparat. Und dann das Fenster. Dann überlege ich, was ich mit dem Nachmittag noch anfangen soll. Das kommt aufs Wetter und die Jahreszeit an - und auf die Stadt. Ich bin seit sieben Jahre dabei.

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Und was mich selbst überrascht hat, war, dass ich nach vier Jahren plötzlich Heimweh bekommen habe. Das ist ein komisches Gefühl - und auch nicht rational erklärbar: Man fährt ja wieder nach Hause. Aber da sitzt du in einem Hotel und hast Heimweh. Das ist nach ein paar Monaten dann wieder vergangen. Beim Schlafen gibt es einen großen Unterschied zwischen Winter und Sommer. Das hängt mit dem Licht zusammen: Im Sommer ist es länger hell - aber wenn ich im Winter tagsüber schlafe und am Nachmittag aufwache, ist es schon wieder dunkel. Da hat man manchmal das Gefühl, nur mehr im Dunkeln zu leben.

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Christian Schrödl
Kaffeerösterei "Alt Wien"

Ich sehe zuerst einmal fast gar nichts. Ich bin nämlich stark kurzsichtig - und muss zuerst meine Brille holen. Einfach die Hand ausstrecken, genügt da nicht: Die Brille liegt auf einer Kommode, etwa zwei Meter vom Bett entfernt. Das hat sich so ergeben. Ich hatte einmal einen Radiowecker, und den habe ich vom Bett weggeräumt - wegen elektromagnetischer Strahlungen. Und alles andere kam eben auch weg. Ja, das bedeutet, dass ich im Bett nicht lese. Vor allem, weil ich dabei nach zwei Sätzen einschlafe:

Foto: Aleksandra Pawloff

Wenn ich aber nicht einschlafen kann, lese ich Kochbücher. Wobei das Einschlafen nichts mit der Qualität der Rezepte zu tun hat. Wirklich nicht. Ich schaffe es aber immer, noch aufzustehen, die Brille abzulegen und mich wieder hinzulegen. Wenn ich aufstehe, bin ich eigentlich sofort wach. Den ersten Kaffee trinke ich deshalb erst in der Firma. Dort haben wir eine Gastronomiekaffeemaschine - und das macht einen großen Unterschied. Zu Hause verwende ich am Wochenende eine klassische Schraubkannen-Maschine. Das ist für mich immer noch die beste Methode, daheim Kaffee zu machen. (Thomas Rottenberg/Der Standard/ rondo/13/06/2008)
Fotos: Aleksandra Pawloff

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