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Georgios Mylonas wurde vor seinem Haus in Thessaloniki entführt, die Hintergründe der Tat sind noch unklar.

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Die Kommuniqués von 17. November wurden meist in Tageszeitungen veröffentlicht. Dieses Bild zeigt eine Stellungnahme der Gruppe nach den Verhaftungen mehrerer ihrer Mitglieder 2002 in der Zeitung Eleftherotypia.

Foto: EPA /SIMELA PANTZARTZI/sp mda
Die Nachricht traf die Griechen am Dienstagmorgen unvermittelt. Georgios Mylonas, 49-jähriger Alu-Magnat und Präsident der nordgriechischen Industriellenkammer, wurde vor seinem Haus im Thessaloniker Vorort Panorama von zwei bewaffneten Männern entführt. Seither sucht die Polizei fieberhaft nach ihm, außer einer Lösegeldforderung über 20 beziehungsweise 30 Millionen Euro stellten die Entführer bislang keine Bedingungen an die griechischen Behörden. Obwohl nicht bekannt ist, ob das Kidnapping aus einem kriminellen oder einem terroristischen Hintergrund herrührt, wurde die Antiterror-Einheit des Athener Innenministeriums eingeschaltet. Erinnerungen an den Terror der anarchistischen Stadtguerilla "17. November" wurden wach.

Erinnerungen an ein Blutbad

Der Name "17. November", der oft auch in seiner Kurzform 17N gebraucht wurde, steht für den Tag im Jahr 1973, als Panzer und Polizeieinheiten der rechtsradikalen Militärjunta von General Georgios Papadopoulos den Campus der Athener Polytechnischen Universität stürmten und den Aufstand der Studenten blutig niederschlugen. Ein Jahr nach dem Ende der Diktatur, 1975, trat 17N erstmals in Erscheinung. Richard Welch, Bürochef der Athener Filiale des US-Geheimdienstes CIA, wurde auf offener Straße erschossen. Die Unterstützung des Militärregimes durch den NATO-Partner USA galt lange Jahre als Hauptmotiv für die Terrorakte von 17N, die insgesamt 23 Menschenleben forderten.

Vor allem Rechtspolitiker im Visier

Bis 2002, als griechische Polizisten durch die Verhaftung der beiden mutmaßlichen Köpfe zur Zerschlagung von 17N beitrugen, begingen dessen Mitglieder und Sympathisanten insgesamt 103 Anschläge, die meisten davon auf griechische Politiker des rechten Spektrums, Unternehmer und Diplomaten aus NATO-Staaten, speziell der Türkei. Im September 1989 fiel etwa der Fraktionsführer der konservativen Partei Nea Dimokratia im Athener Parlament, Pavlos Bakoyannis, Schüssen der Terroristen zum Opfer. Seine Frau Dora ist heute griechische Außenministerin. Das letzte Todesopfer von 17N war der britische Militärattache Stephen Saunders, der, von einigen Autobomben-Anschlägen abgesehen, so wie die meisten 17N-Opfer einen Schussattentat erlegen war. Seine angebliche Verwicklung in das NATO-Bombardement Jugoslawiens diente den Terroristen als Grund für den Mord.

Während sich die griechischen Behörden vor den Olympischen Spielen in Athen 2004 bemühten, einige der wichtigsten anarchistischen Zellen auszuheben, kam es auch in den vergangenen Jahren immer wieder zu Zwischenfällen. Neben gelegentlichen Brandanschlägen auf Filialen deutscher Automarken und Banken betraf dies vor allem die US-Botschaft, die zuletzt im Jänner 2007 Ziel eines Raketenangriffs wurde, bei dem aber nur geringer Sachschaden entstand. (flon/ derStandard.at, 12.6.2008)