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Den Status des Rekruten hat Stefan Webers neuester Plagiatsfall längst verlassen - zumindest auf militärischer Ebene.

Foto: apa
Wien - Plagiate in für ihn "bislang unbekannter Dimension" hat der Medienwissenschafter Stefan Weber in der Diplomarbeit und Dissertation eines Offiziers des Bundesheers entdeckt. Das Abschreiben der Dissertation hat den Betroffenen bereits seinen Doktor-Titel gekostet - auf der Homepage der Landesverteidigungsakademie scheint der auch als Autor mehrerer Publikationen hervorgetretene Militär aber weiter als "Doktor" auf.

"Jenseitig"

Mit der offenbar ebenfalls weitgehend abgeschriebenen Diplomarbeit wird versucht, auf Diplomarbeits- und Dissertationsbörsen im Internet Geld zu verdienen.

Für Weber ist der Umfang des Plagiats auch bei der Diplomarbeit "jenseitig": Bereits der erste Absatz im Vorwort sei einfach aus der Microsoft-Enzyklopädie "Encarta" kopiert. Anschließend wurden offenbar weitere Stichwörter einfach in die Arbeit hineinkopiert und später zahlreiche Unterabschnitte aus einem Schulfernseh-Projekt übernommen. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagt Weber gegenüber der APA.

Auf Diplomarbeitsbörse zu kaufen

Besonders bemerkenswert: Die Diplomarbeit wurde am Institut für Politikwissenschaft der Uni Wien mit einem "Sehr gut" beurteilt. Weber wundert sich, wie das möglich war: Immerhin sei die "Encarta" ein populärwissenschaftliches Lexikon, dessen Niveau in einer wissenschaftlichen Arbeit nie durchgehen könne - "und schon gar nicht mit 'Sehr Gut'".

Durch die Top-Beurteilung sei die Arbeit natürlich auch auf Diplomarbeitsbörsen gut verkaufbar. Auch dass die Uni Wien nach der Aberkennung des Doktortitels nicht aktiv geworden sei, erstaunt Weber: "Da müsste ich als Uni eigentlich schon auch einen Blick in die Diplomarbeit werfen." An der Uni Wien bestätigte man auf APA-Anfrage die Aberkennung des Doktortitels - diese sei nach einer Selbstanzeige erfolgt.

Die Diplomarbeit sei bereits 2000 verfasst und noch nicht nach den heutigen Standards überprüft worden. Die Studienpräses der Universität Wien werde nun als zuständiges Organ auf Basis der vorhandenen Informationen umgehend die formalen Schritte in die Wege leiten. Falls im Verfahren, das auch eine Stellungnahme des Betroffenen und ein Fachgutachten umfasst, erneut ein Plagiat festgestellt werde, würde auch der Magister-Titel aberkannt. Der von Weber Beschuldigte war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Im Verteidigungsministerium hieß es, man werde der Angelegenheit mit Nachdruck nachgehen. (APA)