Die Erwartungen an einen Bundeskanzler sind groß – rein formal betrachtet, ist er aber nur der „primus inter pares“, der Erste unter Gleichen in der Bundesregierung. Er muss koordinieren und repräsentieren und kann Themen vorgeben und verhandeln. Weigern sich die Minister aber, etwas umzusetzen, ist er rechtlich gesehen völlig machtlos – anders als in Deutschland, wo der Regierungschef eine „Richtlinienkompetenz“ hat. Der Vizekanzler erhält meist ein Ressort. Im Fall von Wilhelm Molterer ist es das einflussreiche Finanzministerium. Der Kanzler ist das einzige Regierungsmitglied ohne eigenes Ressort – abgesehen vom Sport, für den derzeit Alfred Gusenbauer zuständig ist. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.6.2008)