Ankara/Wien - Nach Meinung des türkisch-zypriotischen Volksgruppenführers Mehmet Ali Talat wäre das Zypern-Problem schon lange gelöst, wenn die türkische Armee nach ihrer Intervention von 1974 ein Abkommen geschlossen und sich von der Insel zurückgezogen hätte. "Ich wünschte, das Problem wäre damals gelöst worden", erklärte Talat gegenüber der türkischen Zeitung "Vatan", wie die Zeitung "Hürriyet" am Freitag in ihrer Internetausgabe berichtete.

Talat, Präsident der nur von Ankara anerkannten "Türkischen Republik Nordzypern" (KKTC), zeigte sich zudem besorgt über das Verbotsverfahren gegen die islamisch orientierte türkische Regierungspartei AKP. "Die Dinge würden für uns wirklich schlimm werden, sollte die Lage in der Türkei instabil werden", meinte er.

Bemühungen um Verständigung

Der türkisch-zypriotische Volksgruppenführer bemüht sich derzeit, gemeinsam mit dem neuen zypriotischen Präsidenten Demetris Christofias zu einer Verständigung zu kommen. Erstmals seitdem die griechischen Zyprioten 2004 in einem Referendum den UNO-Wiedervereinigungsplan verworfen hatten, gab es in den vergangenen Monaten wieder Hoffnung auf eine Annäherung. Allerdings bestehen nach wie vor große Meinungsverschiedenheiten auf beiden Seiten.

Zypern ist seit 1974 geteilt. Damals reagierte die Türkei mit dem Einmarsch auf einen von der griechischen Militärjunta inszenierten Putsch gegen den zypriotischen Präsidenten Erzbischof Makarios. Die Putschisten strebten den Anschluss ("Enosis") Zyperns an Griechenland an. Nach der Invasion wurden 200.000 griechischen Zyprioten aus dem Norden der Insel vertrieben und von der Türkei Festlandtürken angesiedelt.

Völkerrechtlich ist ganz Zypern seit 2004 Mitglied der EU, doch findet deren Regelwerk in dem von türkischen Truppen besetzten Nordteil keine Anwendung. (APA)