Wien - Rund 20 Wirte wollen ihre Zelte in der Fanzone Wien wegen des schlechten Geschäfts abbrechen. Diese Entscheidung eines beträchtlichen Teils der Pächter sei bis am späten Freitagnachmittag gefallen, sagte einer der Gastronomen zur APA. Die Details würden nun allerdings noch in Besprechungen geklärt. Ab Samstag dürften diese Gastronomen ihre Zelte nicht mehr aufsperren. Die Gastronomie-Leitung in der Fanzone und die Zuständige der Stadt Wien waren vorerst nicht erreichbar.

Auf der Wiener Fanzone haben bereits mehrere Gastronomen vom Angebot der Stadt gebrauch gemacht, ihre Stände zu schließen und sich die Miete aliquot auszahlen zu lassen. Am Freitagnachmittag waren schon fünf Hütten geschlossen. Manche Betreiber bekundeten gegenüber der APA, ihre Gastro-Häuschen ebenfalls dicht machen zu wollen, einige überlegten noch. Enttäuschung herrschte über die "fehlende Unterstützung" vonseiten der Stadt.

Jene Stände, die sich bereits zum Rückzug aus der Fanzone entschlossen haben, befinden sich allesamt auf der vor allem tagsüber schwach frequentierten Ringstraße. Ein Wirt überlegte am Freitag noch, ob er zusperren wird. Die Zeichen sprächen jedenfalls dafür: Er habe bis 13.30 Uhr bloß eine Leberkäsesemmel und drei Becher Cola verkauft, beklagte er gegenüber der APA: "So kannst du nicht überleben." Es sei eine Frechheit der Stadt Wien, die Mietpreise nicht zu halbieren. "Hier wird groß kassiert, während wir mit größten finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben", ließ er seinem Ärger freien Lauf. Aktuelle Maßnahmen wie eine Senkung der Getränkepreise bis 15.00 Uhr kämen zu spät. Seine Negativbilanz seit dem EM-Auftakt am Samstag: rund 15.000 Euro. Ähnlich die Situation beim benachbarten Standler:

Schlechtes Geschäft nach "super Tag"

Obwohl am Donnerstag mit dem Match Österreich-Polen ein "super Tag" gewesen sei, sehe es am Tag danach wieder traurig aus. Sein bisheriger Tagesabsatz: ein Hotdog. "Einen Stand habe ich bereits zugesperrt", so der Gastronom, der mehrere Hütten auf der Partymeile betreibt. Ob und wann er weitere schließen wird, habe er noch nicht entschieden. Die Gastro-Leitung, sprich die Firma Impacts, hatte bereits am Mittwoch allen Speisen- und Getränkeverkäufern nach wiederholten Beschwerden über teils hohe Verluste angeboten, sich von der Partymeile zurückzuziehen, wobei die Standmiete anteilsmäßig zurückerstattet wird.

Die einzelnen Wirte mussten bis Freitagnachmittag bekanntgeben, ob sie bereits vor dem Wochenende schließen, erst nach dem Spiel Österreich-Deutschland am Montag zusperren oder bis Ende der EM offen halten wollen. Getrübte Stimmung herrschte am Freitag auch im Bereich Grillparzerstraße: "Den Speisestand machen wir noch heute zu", sagte Betreiber Erich Heiss zur APA. Die Getränkehütte, die etwas mehr Umsatz bringe, werde hingegen "bis zum bitteren Ende" durchgezogen. Mit einem Plus werde er wohl nicht mehr aussteigen, "aber das Minus wäre auch nicht kleiner, wenn ich jetzt heimgehe", gab er sich überzeugt.

Die Ideallösung wäre wohl ein 50-prozentiger Mieterlass gewesen, er hoffe nach wie vor darauf, "dass sich die Stadt bewegt" - "aber der Karren scheint ordentlich festgefahren". Andererseits habe ihn auch niemand gezwungen, hier zu sein, räumte er ein. Etwas rosiger scheint die Situation auf dem Rathausplatz, wo sich vor allem zu Matchzeiten die Fans versammeln. "Hier wird wohl niemand zusperren", so eine Einschätzung einer dort ansässigen Standlerin. Sie verstehe allerdings die Überlegungen der Kollegenschaft und bezeichnete die Ausstiegsoptionen als "faires Angebot" der Stadt. Zu hohe Getränkepreise und fehlendes Rahmenprogramm bezeichnete die Frau als derzeit schwerste Mängel. "Es geht ja niemand gern", so ihre Überzeugung: "Wer jetzt zusperrt, zieht die absolut letzte Notbremse." (APA)