Dieses Buch sollte man hinten beginnen. Am Ende steht bekanntlich der Nachruf. In diesem Band, dem dritten in der Neuausgabe der Werke Jules Barbey d’Aurevillys, 1808 geboren und 1889 arm, aber nicht einsam, erfolglos, aber verehrt gestorben, sind es gleich zwei. Anatole France und Paul Borguet rapportieren darin Details und pittoreske Anekdoten über ihren flamboyanten Kollegen, in die ihre Kritik eingekapselt ist. Und mit denen man die Auswahl von Aphorismen, Notaten, Gedankensplittern und Zitaten aus Barbeys Werken besser versteht. Diese sind anregend, ungerecht, ärgerlich. Ungemein elegant und grazil. Zugleich furios und beleidigend und reaktionär. Funkelnd und verdunkelt vor Schmerz und Wut über Frauen, Fortschritt und den ihm hundsföttisch erscheinenden Journalismus. Der Frauenverächter, als der er sich inszenierte, schrieb zärtlich über die Liebe – und ging mit keiner der zwei großen Lieben seines Lebens die Ehe ein. Sprache war für Barbey d’Aurevilly, der ein fesselnder und bezwingender Konversationspartner gewesen sein muss, eine Waffe. Sein Antrieb war Stolz, Romantik, manchmal auch Arroganz, sein Blick, den er über eine ihm medusenhaft anmutende Moderne gleiten ließ, deren sachliche Dumm- und maschinenhafte Nüchternheit ihm zuwider war, ein randständiger. "Manche Leute sind nicht einmal Würmchen", so Barbey, "sondern bloß Wurmnudeln, teigig und fad. Geistvolle Leute kochen sie in einem Epigramm und bereiten so eine Bouillon." (Alexander Kluy, ALBUM/DER STANDARD, 14.06/15.06.2008)