„Wir ändern uns nur, wenn wir es selbst wollen“, meint Motivationsforscher Peter Kinauer.

Foto: Standard/Peter F. Kinauer
Jedes Unternehmen hat sie und jeder kennt das Problem: "Schwierige" Kollegen, die den Arbeitsalltag zur Hölle machen. Wenn das Selbstwertgefühl am Boden ist, wie soll man dann noch gute Leistungen erbringen? Laut einer Umfrage des Instituts Taunusstein hat jeder achte Beschäftigte schon Erfahrung mit Mobbing gemacht und eine Gallup-Studie belegt, dass 70 Prozent der Mitarbeiter nicht motiviert sind.

Das Wichtigste vorweg: "Andere Menschen ändern zu wollen ist ein Ziel, das zum Scheitern verurteilt ist. Wir ändern uns nur, wenn wir es selbst wollen", sagt der Motivationstrainer Peter Kinauer.

Vergiftetes Unternehmen

Für Arbeitnehmer haben sich die Zeiten geändert – die Maslow’sche Bedürfnis-Pyramide steht heute auf dem Kopf. Es steht nicht mehr die Sicherheit im Vordergrund, sondern die Selbstverwirklichung. Das zeigt auch eine Makam-Umfrage, laut der für etwa 90 Prozent der österreichischen Beschäftigten das Arbeitsklima am wichtigsten ist, erst auf Platz fünf findet sich die Bezahlung. Man kündigt also schneller, wenn der Arbeitssegen schiefhängt. Mobbing wirkt sich auf den Unternehmenserfolg aus, indem es sich wie ein Lauffeuer auf die Kunden überträgt, sie werden unzufrieden und gehen im schlimmsten Fall verloren – und mit ihnen viel Kapital.

Verlustgeschäft

Österreichs Wirtschaft verliert Schätzungen zufolge dadurch zwischen 20 und 40 Milliarden Euro pro Jahr. Abgesehen von der Arbeitszeit, die durch Streitereien und ihre Folgen verlorengeht, kommt es noch viel teurer, wenn ein wertvoller Mitarbeiter die Konsequenzen zieht und das Unternehmen tatsächlich verlässt. Eine hohe Fluktuation kostet das Unternehmen – je nach Hierarchie – zwischen 30 Prozent und das doppelte Jahresgehalt, denn die Suche nach einem neuen Mitarbeiter ist zeit- und kostspielig.

Tipps

Wer sich gegen beleidigende Aussagen, Einschüchterungstaktiken oder sogar unerwünschten Körperkontakt wehren muss, dem rät Kinauer zum sofortigen Gegenangriff: "Kämpfen Sie! Sagen Sie Ihre Meinung frei heraus, auch wenn Sie Angst haben! Dann werden die anderen merken, dass Sie ein ernstzunehmender Gegner sind." In manchen Fällen hilft es auch, mit den gleichen Waffen zurückzuschlagen.

Eine weitere Strategie ist das Miteinbeziehen Außenstehender wie Mediatoren oder Coaches. Mutiert der "Ungustl" noch immer nicht zum goldenen Mitarbeiter des Monats, ist es vermutlich besser, man geht getrennte Wege und entfernt ihn/sie oder sich selbst aus dem Unternehmen, meint Kinauer. "Das ist besser für Ihre Gesundheit, Ihren Seelenfrieden und Ihr Selbstwertgefühl."

"Meist erfolgreich"

Eines muss man "ungeliebten" Personen allerdings eingestehen – sie sind meistens erfolgreich. Aber nur sie allein: Betrachtet man die Hierarchien unter ihnen, stößt man meist bald auf eine hohe Fluktuation und null Kreativität.

Neben den äußeren Einflüssen, die den Arbeitserfolg behindern, gibt es auch den inneren Schweinehund, der aus der Angst vor Versagen entsteht, so Kinauer. Aus Furcht vor Kritik werden gute Ideen nicht einmal ausgesprochen. Eine weitere Ausprägung des Schweinehundes ist der "Tausendsassa", man beginnt zu viele Dinge gleichzeitig und bringt am Ende gar nichts fertig.

Es wurden schon unzählige Bücher zu diesem Thema geschrieben, und alle guten Ratschläge haben eine Grundaussage: über den eigenen Schatten springen stärkt das Selbstbewusstsein, vermutlich auch die beste Waffe gegen missmutige Kollegen. (Anita Dollmanits, DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.6.2008)