Das "Nein" der Iren zum EU-Vertrag von Lissabon hat dem Euro vor dem Wochenende einen weiteren Dämpfer versetzt. Die Gemeinschaftswährung notierte am Freitagnachmittag bei 1,535 Dollar und damit über einen Cent unter dem Stand vom Vorabend. "Der Euro leidet natürlich unter den politischen Querelen", sagte Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank. Bereits beim Nein der Niederlande und Frankreichs zur EU-Verfassung war der Euro gefallen.

"Allerdings erweisen sich politische Belastungen üblicherweise als kurzlebig. Der bestimmende Einfluss für den Kurs geht von der Zinspolitik aus." Nachdem in den vergangenen Tagen zahlreiche US-Notenbanker der Inflation verbal den Kampf angesagt hatten, werde am Markt immer mehr mit einer Zinserhöhung der Federal Reserve gerechnet, sagte Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. "Für dieses Jahr werden am Markt bereits mehrere Zinserhöhungen der Fed erwartet, deswegen könnte der Euro auf Sicht der kommenden zwei Wochen möglicherweise bis auf 1,50 Dollar sinken", so der Volkswirt.

Das Thema Zinserhöhung wiegt auch seiner Einschätzung nach für den Devisenmarkt schwerer als ein Nein Irlands. "Dafür spricht auch, dass der Dollar nicht nur zum Euro, sondern auch gegenüber anderen Währungen Boden gutgemacht hat." Untermauert wird diese Einschätzung dadurch, dass der Anstieg des Dollars am Freitagnachmittag gestoppt wurde, nachdem ein starker Rückgang des Verbrauchervertrauens in den USA gemeldet worden war. Schwächere Konjunkturdaten machen Zinserhöhungen wieder unwahrscheinlicher und drücken somit auch auf den Greenback.

Zugleich sorgte auch das Treffen der Finanzminister der G-8 für Unsicherheit. Die großen Industriestaaten dürften sich erneut besorgt über die massiven Schwankungen an den Devisenmärkten aussprechen, den Anstieg des Dollars aber begrüßen. Entsprechende Äußerungen kamen von der französischen Vertreterin Christine Lagarde vor der Zusammenkunft.

Den Referenzwert für die Euro legte die Europäische Zentralbank (EZB) mit 1,5336 (Donnerstag: 1,5417) Dollar fest. Damit geht für den Euro eine schwarze Woche zu Ende: Vergangenen Freitag hatte die Gemeinschaftswährung noch über 1,57 Dollar gekostet, was einen Verlust von vier Cent in einer Woche entspricht. (Reuters, red/DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.6.2008)