Osaka - Die G-8-Finanzminister haben vor drastischen Folgen der jüngsten Preisexplosion bei Rohöl und Nahrungsmitteln gewarnt. Die hohen Rohstoffpreise stellten eine ernste Bedrohung für das Wachstum der Weltwirtschaft dar, erklärten die Minister der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G-8) am Samstag zum Ende ihrer zweitägigen Beratungen im japanischen Osaka. In ihrer Abschlusserklärung hieß es, die Rekordjagd der Preise habe gravierende Auswirkungen für die Ärmsten der Welt. Die Minister drängten die Ölförderländer dazu, ihre Produktion zu steigern. Saudi-Arabien plant laut einem Zeitungsbericht inzwischen genau diesen Schritt.

US-Finanzminister Henry Paulson sagte, die hohen Ölpreise könnten die aktuelle Flaute der US-Wirtschaft verlängern. Nach Einschätzung von EU-Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia laufen die Vereinigten Staaten gar Gefahr, in eine Stagflation wie in den 1970er Jahren hineinzurutschen. In dieser allgemein gefürchteten Konjunkturphase wächst die Wirtschaft nicht, während die Preise trotzdem stark steigen. Die G-8-Minister räumten ein, dass der Preisanstieg kombiniert mit Risiken für das Wirtschaftswachstum politische Entscheidungen erschwerten. Auch der Inflationsdruck nehme zu. Zu den G-8 gehören die USA, Deutschland, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada und Russland. Umstritten war in Osaka, ob der Preisanstieg beim Rohöl allein auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage oder auch auf Marktspekulationen zurückzuführen ist. Während Frankreich und Italien die Rolle von Spekulationen betonten, verwies der US-Finanzminister auf das reine Marktgesetz. So standen neue Kontrollen der turbulenten Öl- und auch Devisenmärkte in Osaka denn auch nicht zur Debatte. Die Finanzminister forderten aber den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Internationale Energieagentur (IEA) auf, zusammen mit nationalen Behörden die gegenwärtigen Mechanismen auf den Rohstoffmärkten zu analysieren.

Der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien wolle im Juli täglich etwa eine halbe Million Barrel pro Tag mehr fördern, berichtete die "New York Times" in ihrer Samstag-Ausgabe unter Berufung auf Analysten und Händler. Die Pläne wurden als Zeichen gewertet, dass sich auch Saudi-Arabien zunehmend Sorgen über die Folgen der hohen Ölpreise auf die Weltwirtschaft macht.

Der jüngste Preissprung beim Öl wurde durch einen steten Wertverfall des Dollar begleitet. Der Ölpreis hatte sich in den vergangenen zwölf Monaten auf ein Rekordhoch von fast 140 Dollar (91 Euro) je Barrel verdoppelt. Der Dollar verlor in den vergangenen sechs Jahren zum Euro fast die Hälfte seines Werts. Die hohen Treibstoffpreise haben weltweit mitunter gewalttätige Proteste der Bevölkerung ausgelöst. Die G-8-Länder müssen überwiegend Öl importieren und haben wenig Einfluss auf die Ölmärkte, die derzeit vor allem von der Nachfrage aus Indien und China dominiert werden. Die Minister forderten deshalb auch eine effizientere Energienutzung seitens der Verbraucherländer. Trotz aller Besorgnis zeigten sich die G-8-Minister aber optimistisch, dass dem Teuerungstrend langfristig sowohl die Industriestaaten als auch die Entwicklungsländer gewachsen seien. Die Konferenz galt der Vorbereitung des G-8-Gipfels der Staats- und Regierungschefs in einem Monat auf Hokkaido. (APA/Reuters)